Osnabrück. Das Eltern- und Kinder-/Jugendtelefon des Kinderschutz-Zentrums Osnabrück erweist sich für viele als Stütze in einer sorgenvollen Zeit. Der Verein OsnaBRÜCKE spendet für die Ausbildung weiterer ehrenamtlicher Helfer.
Seit Monaten gibt es für viele Familien keinen geregelten Alltag mehr. Der Schulunterricht fällt aus oder wird durch Online-Unterricht ersetzt. Soziale Kontakte sind beschränkt, Ausgleichsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche, bei denen sie den Alltag vergessen oder sich mit ihren Freunden austauschen können, sind so gut wie nicht mehr vorhanden. Die Sportvereine sind geschlossen, Jugendtreffs und Discotheken ebenfalls. Wer zu Hause auf engen Raum zusammen sitzt und die Sorgen und Ängste der Familie jeden Tag erlebt, ist seinem eigenen Frust und auch dem der anderen Familienmitglieder ausgesetzt. Dies gilt nicht nur für Kinder. Auch die Eltern erleben diese Situation zusätzlich zu ihrer beruflichen Herausforderung als belastend.
Viele wenden sich deshalb an die „Nummer gegen Kummer“ des Kinderschutzbundes. Diese anonyme Nummer steht als Elterntelefon den Erwachsenen und als Kinder-/Jugendtelefon zur Verfügung. Sie ist Teil eines deutschlandweiten Netzwerks von Nottelefonen. Die Anrufer fragen um Rat bei konkreten Problemen oder reden sich manchmal auch nur ihren Frust von der Seele, glücklich, dass auf der anderen Seite des Telefons eine Person sitzt und ihnen zuhört.
„Im Fall des Kinderschutzbundes Osnabrück sind das zurzeit rund 40 Ehrenamtliche aus verschiedenen Berufsgruppen“, erläutert Anell Havekost, Leiterin des Kinderschutz-Zentrum Osnabrück. Diese Ehrenamtlichen werden in 80stündigen Ausbildungen und einer 10stündigen Hospitation auf die auf sie wartenden Aufgaben vorbereitet. Hierdurch können sie auch in schwierigen Situationen die richtigen Fragen stellen und weitergehende Maßnahmen ergreifen, um den Anrufern schnellstmögliche Hilfe anzubieten.
Die Hauptthemen am Elterntelefon waren im letzten Jahr die Überforderung und Unsicherheit in Bezug auf Home-Office, Home-Schooling sowie Aggressionen und Wutanfälle der Kinder oder deren Angst vor Schulversagen. Kinder und Jugendliche rufen aus Gründen von Mobbing in der Schule, Minderwertigkeitsgefühlen, psychischen Erkrankungen von Elternteilen oder Misshandlungen und Gewalt durch Aufsichtspersonen an. Durch die Anonymität des Telefons fällt es den Anrufern oft leichter, über ihre Sorgen zu sprechen.
2020 fanden 1750 dieser Gespräche alleine auf der Osnabrücker Nummer statt. Dazu kamen rund 900 sogenannte Schweigeanrufe. Havekost erläutert: „So nennen wir Kontaktversuche von Eltern und Kindern, die direkt wieder auflegen, weil schlussendlich doch der Mut zum Gespräch fehlt.“ Dennoch ist der Bedarf an ausgebildeten Zuhörern hoch. Weil die Ausbildung der Ehrenamtlichen Helfer im Falle des Elterntelefons ausschließlich durch Spenden realisiert wird, unterstützt die OsnaBRÜCKE e.V. nun das Kinderschutz-Zentrum mit einem Betrag von 4000 Euro. Jan Eisenblätter, Vorsitzender der OsnaBRÜCKE sieht die Notwendigkeit der Unterstützung: „Durch die gestiegene Anzahl von Anrufen im vergangenen Jahr werden weitere Helfer dringend benötigt. Präventionsarbeit, bevor etwas Schlimmeres in den Familien passiert, ist eine wichtige Aufgabe und absolut förderungswert.“
Neben den Telefonen gibt es noch andere Angebote des Kinderschutzbundes im Einsatz für Kinder die Gewalt erfahren. Informationen finden sich unter www.kinderschutzbund-os.de.
Die „OsnaBRÜCKE“ ist eine Initiative der Wirtschaftsjunioren Osnabrück. Da zu helfen, wo Hilfe wirklich gebraucht wird – Brücken zu bauen, zwischen denen, die in der Region Osnabrück helfen können oder wollen, und denjenigen, die diese Hilfe benötigen – das ist die Idee hinter der „OsnaBRÜCKE“. Im Mittelpunkt der Förderung stehen dabei Kinder- und Jugendprojekte, aber auch Angebote für Erwachsene oder Senioren können gefördert werden. 2019 schüttete die OsnaBRÜCKE rund 75.000 Euro für Projekte in Stadt und Landkreis Osnabrück aus. Seit seiner Gründung 2008 hat der Verein bereits über 500.000 Euro ausgeschüttet. Das Geld für die Förderung stammt aus Mitgliedsbeiträgen, diversen gemeinnützigen Aktionen in Kooperation mit den Wirtschaftsjunioren Osnabrück und Charity-Veranstaltungen. Darüber hinaus unterstützen mehrere Osnabrücker Unternehmen, zum Beispiel anlässlich von Firmenfeiern oder privaten Jubiläen, die OsnaBRÜCKE mit Spenden. Weitere Informationen unter: www.osnabruecke.de