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Blaulicht

Rettungskräfte sind zunehmend von Gaffern genervt

Foto: Luca Engwicht

Gaffer machen Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst zunehmend das Leben schwer. Jan Südmersen ist unter anderem Sprecher der Feuerwehr Osnabrück. „Kollege, mach dich nicht so wichtig“, bekommen er und seine Kameraden schon mal zu hören, wenn sie Mitbürger bitten, ein Stück von einer Unfallstelle zurückzugehen.
In einem viel beachteten Beitrag bei Facebook machte Südmersen seinem Ärger Luft. Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst werden zunehmend bei ihrer Arbeit behindert. Zuschauer machen Fotos von Unfallopfern, drängen sich zwischen die Rettungskräfte und diskutieren darüber, wo das Flatterband hingehört und wie die Feuerwehr einen Brand am besten löschen könnte.
Die Freiwillige Feuerwehr Osnabrück hat zu diesem Thema auch an einem Kurzfilm mitgewirkt, der zurzeit im Internet Wellen schlägt.

In sehr schlechter Erinnerung hat Jan Südmersen einen Unfall im September 2016, als eine 27-Jährige bei einem Unfall an der Kreuzung Bremer Straße/Heiligenweg ums Leben kam. Die Polizei musste die Schaulustigen zur Seite drängen und Platzverweise aussprechen, sonst wären die Beamten gar nicht zur Unfallstelle gekommen. „Es werden Grenzen überschritten, wenn Menschen sich rücksichtslos am Leid anderer ergötzen.“ Der Feuerwehrmann zählt auf: „Die eine Grenze ist die Menschenwürde, vor allem dann, wenn Tote oder Verletzte auch noch fotografiert werden. Die andere besteht darin, wenn wir bei unserer Arbeit behindert werden.“
Südmersen hat einen schönen Vergleich: „Haben sie schon mal versucht, die Garage aufzuräumen während die Kinder um sie herumtoben? Oder das Feiertagsessen für die Familie zu kochen, während ihnen die Schwiegermutter abnehmend freundliche Tipps gibt? Sehen sie, das geht nicht. So ist das bei uns: Wir müssen bei unseren Einsätzen gleichzeitig die Winterreifen auf den Zwischenboden wuppen, die Gans auf den Punkt braten, die Schwiegermutter betüdeln, die Schraubenschlüssel nach Größe sortieren, die Kinder unterhalten und die Sauce Bernaise abschmecken. Von daher: Halten sie bitte Abstand.“ Mit den Besserwissereien der Bürger umgehen zu müssen, bindet Kapazitäten, die woanders dringender gebraucht werden.
Südmersen und seine Kollegen haben gar nichts dagegen, wenn sich die Leute für ihre Arbeit interessieren – im Gegenteil. „Wir sind eine öffentliche Einrichtung, und wir können unsere Einsätze ja auch nicht verheimlichen. Es sind nicht die Menschen, die sich einen Brandeinsatz von Weitem ansehen oder die bei einem Unfall Anteil nehmen, sich dabei aber respektvoll und anständig verhalten. „Die meisten Leute hören schon auf uns“, gibt Südmersen zu. „Dennoch gibt es sie, diese Situationen, die auch den erfahrensten und abgebrühtesten Mitarbeitern von Feuerwehr, Rettungsdienst und sicher auch der Polizei ein Leben lang in Erinnerung bleiben.“