Osnabrück. Am letzten Samstag feierte das Theaterstück „Mutter Courage und ihre Kinder“ Premiere. Ein Abend mit vielen Höhen und Tiefen. – Eine Theaterkritik von Janina Russkamp.
Das Theaterstück spielt zur Zeiten des 30-jährigen Krieges und handelt von Anna Fierling, genannt Mutter Courage. Sie versucht in den Unruhen des Krieges trotzdem das Beste aus ihrer Situation zu machen und zieht zusammen mit ihren drei Kindern und einem Planwagen durch das Land. Doch nach und nach nimmt ihr der Krieg mehr, als dass er ihr gibt.
Bereits die Eingangsszene lässt den Zuschauer tief in die emotionale Geschichte eintauchen. Mit dem bekannten Zitat: „Ich muss. Ich muss.“ Und auch wenn man vielleicht am Anfang des Stücks nicht ganz versteht, was genau die Frau dort auf der Bühne muss, so wird dennoch die Tragik hinter dem Satz klar. Trotzdem schafft es Schirin Khodadadian mit ihrer Inszenierung, das Stück nicht in völliger Melancholie versinken zu lassen. Immer wieder lockern Gesangseinlagen oder kleinere Späße die Situation auf, sodass der Zuhörer die Gelegenheit bekommt ein wenig durchzuatmen.
Die ergreifende Stimmung ist weniger dem reduzierten Bühnenbild zu verdanken, als der überzeugenden schauspielerischen Leistung. Vor allem Marie Bauer glänzt als stumme Tochter der Mutter Courage. Sie sticht zwischen ihren Schauspielkollegen heraus und das ohne ein Wort zu sagen.
Doch nicht alles lief am Premierenabend einwandfrei. Mehrmals haben die Künstler mit Textproblemen zu kämpfen. Begann der 30-jährige Krieg nun 1518 oder doch 1618? Es scheint ihnen nicht ganz klar zu sein. Genauso wird das Potenzial von Ahmad Kiki ein wenig verschwendet, der in gleich mehreren Rollen auftritt. Als Schauspieler der aus Syrien vor dem Krieg geflohen ist, ist er wahrscheinlich der einzige an diesem Abend im Saal, der wirklich nach empfinden kann, was es heißt Krieg zu erleben. Doch leider scheitert der Schauspieler an der deutschen Sprache. Was genau er zu erzählen hat? Es ist kaum zu verstehen. Nicht nur seine Parts sind schwer zu durchschauen. Insgesamt scheint sich die Handlung immer wieder in den einzelnen Gags oder Gesangseinlagen zu verlieren, bis sie dann wieder einem erkennbaren Handlungsstrang folgt. Zuschauer, die sich im Vorfeld nicht ausführlich über das Werk von Berthold Brecht informiert haben, werden Schwierigkeiten haben, in den zwei Stunden Spielzeit nicht den Überblick zu verlieren.
Verloren hat Mutter Courage am Ende des Stücks auch einiges. Nur eben nicht ihren Drang Geld zu verdienen und deshalb endet das Stück wie es angefangen hat: Mit ihren Worten: „Ich muss. Ich muss wieder in‘n Handel kommen!“