Der menschlichen Erkenntnisfähigkeit sind durch seine Ratio enge Grenzen gesetzt. Unser Denken und Handeln im bewussten Zustand ähnelt einem Irrgarten. Passend dazu spottet Mephistopheles im Dialog mit dem Herrn in Faust I der menschlichen Vernunft, die der Mensch lediglich dazu brauche, um „tierischer als jedes Tier zu sein“. Der Mensch erinnere ihn an „eine der langbeinigen Zikaden“, die zwar „immer fliegt und fliegend springt“, am Ende aber dennoch „immer in dem Grase“ liege.
Dostojewski war hingegen davon überzeugt, dass im Glauben unsere Erlösung liege. Wer sich an der religiösen Textur diese Begriffs stört, kann vielleicht mit dem Begriff der Subliminals eher etwas anfangen.
Subliminals betreffen das Unterbewusstsein
Mit Subliminals appelliert ein Sprecher oder Sender an die unterbewussten Wahrnehmungsbereiche unseres Gehirns. Es sind Botschaften an unser Unterbewusstsein. Darauf weist auch der Begriff hin, denn Subliminals bedeuten vom Lateinischen ins Deutsche übersetzt „unter der Grenze“, mit dem Bewusstsein als Bezugspunkt.
Die unterbewussten Kanäle unseres Gehirns sind ungleich älter als unsere bewussten Areale. Bereits bei unseren ersten Urahnen waren diese im Stammhirn verankert. Sie verhalfen uns zu schnellen und lebenswichtigen Reaktionen und halfen somit wenn Gefahr im Verzug in einer unsicheren Welt war, in welcher der Mensch sich auf seinen Naturzustand zurückgeworfen fand.
Das waltende Urprinzip hieß damals wie heute: Fressen oder gefressen werden. Dieser Dualismus brachte Schopenhauer zu dem wenig verheißungsvollen Bonmot, Leid und Freud seien auf Erden ungefähr so verteilt wie das Verhältnis des kurzweiligen Vergnügens eines Wolfes, das ein Reh verspeist, zu dessen unfassbaren Leiden.
Unser Wesenskern
Auf diese Weise liegen tief in unserem Unterbewusstsein unsere Essenzen verborgen. Tatsächlich ist unser Gehirn so programmiert, dass rund 90 Prozent unserer Prozesse unbewusst stattfinden. Psychologen und Biologen sprechen hierbei gern von automatischen und semi-automatischen Prozessen. Diese Art der Arbeitsteilung verhilft unserem Gehirn zu einer schnelleren, effizienteren und ökonomischen Arbeitsweise.
Überwinde den Filter
Gelingt es dem Sender, mit seinen Subliminals in unser Unterbewusstsein zu stoßen, überwindet er dessen Filter, sodass die Botschaft ihr Ziel erreicht. Ein Beispiel soll das verdeutlichen: Wird jemandem gesagt, er sei wunderbar, und es gebe keinen Grund zum Selbstzweifel, würde der kritische, rationale Verstand ebendieses dennoch bezweifeln, denn er findet genügend rationale Gründe gegen das Lob. Deshalb müssen diese „Wächter“ unseres Verstandes überwunden werden. Auf verschiedene Weise kann dies geschehen:
Akustische Subliminals
In der Kindheit ist das Gehör mit einem Frequenzbereich von 16 bis 20.000 Hertz am stärksten ausgeprägt. Im Erwachsenalter nimmt die Hörfähigkeit beständig ab, sodass ein Mensch in seinen 40er Jahren zum Beispiel nur noch in einem Frequenzspektrum zwischen 16 und 15.000 Hertz hört. Befürworter der Subliminals gehen davon aus, dass Erwachsene für Botschaften im Frequenzbereich zwischen 15.000 und 20.000 Hertz aufgrund der evolutionären Prägung weiterhin empfänglich seien. Hören sie Subliminals in einer Tonhöhe von beispielsweise 17.000 Hertz, würden sie die Botschaft unbewusst internalisieren.
Visuelle Subliminals
Botschaften werden in Form von Texteinschüben so kurz eingeblendet, dass sie ausschließlich unbewusst wahrgenommen werden. In der Werbung hat diese Methode eine gewisse Bedeutung.
Silent Subliminals
Der Mensch verfügt über mehrere Bewusstseinsebenen, wobei nur sein wacher Zustand für den rationalen Verstand empfänglich ist. Ähnlich wie beim Gehör kann die Arbeit unseres Gehirns in Frequenzbereichen mit der Maßeinheit Hertz gemessen werden. Bei diesen Stufen handelt es sich um die folgenden, die wir mit den Frequenzbereichen, Zuständen und Funktionen für unser Denken skizzieren:
0,3 bis 3 Hz = Deltawellen: Tiefschlaf / Aktivierung von Selbstheilungskräften
3 bis 8 Hz = Thetawellen: Traumphase / Kreativität und Unterbewusstsein
8 bis 13 Hz = Alphawellen: Halbschlaf / Entspannung und Erinnerung
13 bis 35 Hz = Betawellen: wacher Zustand / Bewusstsein und Stressbewältigung
Therapeuten nutzen bei der Eingabe von Silent Subliminals Methoden wie Meditation und Hypnose, um ihre Botschaften ohne störenden Filter in das Unterbewusstsein ihrer Patienten zu transportieren.
Ein weites Feld
An den Subliminals scheiden sich die Geister. Befürworter betonen die größeren Lerneffekte, den therapeutischen Nutzwert und die tieferen Verarbeitungsmöglichkeiten wichtiger Botschaften durch unser Gehirn. Kritiker verweisen auf die Gefahr durch Manipulation, während andere befürchten, dass tiefere Erkenntnisse uns überfordern könnten. Immer wieder wird von Gegnern der Methode der wissenschaftliche Nachweis für den Wirkeffekt bezweifelt. Allerdings ist die Studienlage zum Effekt von Subliminals noch uneindeutig und damit nicht abschließend geklärt.
