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Am Limberg geht die zweite Abbruchphase in den Endspurt

Die Bagger, die die alten Gemeinschaftsunterkünfte abreißen, greifen Holz, Blech, Stein oder Fasermatten einzeln und sortieren sie in Container und später in großer Transportmulden. Foto: Swaantje Hehmann

Osnabrück. Von der Vergangenheit als größte Kasernenanlage der britischen Streitkräfte in Osnabrück ist am Limberg immer weniger zu sehen. Ein wenig ist es so, als würde man eine Festplatte fast völlig löschen, um sie dann ganz neu beschreiben zu können. Wo in der Dodesheide bis 2009 britische Soldaten lebten und arbeiteten, entsteht ein moderner Park mit Platz für Gewerbe, Freizeit und Sport – der Limberg Park.
Nachdem zum Jahreswechsel 2019/2020 in der ersten Abbruchphase die beiden großen Exerzierplätze entsiegelt worden waren, zerlegen derzeit noch bis Ende November die Bagger die Mannschaftsunterkünfte in ihre Einzelteile. Die flachen Häuser stehen zum Teil seit 1952 auf dem Gelände. Einzelteile ist dabei durchaus wörtlich zu nehmen. Heute würde man vieles, was in den vergangenen 60 Jahren am Limberg verbaut wurde, nicht mehr verwenden. Das macht den Abbruch aufwändig, weil viele Materialien getrennt und speziell entsorgt werden müssen. Das beginnt bei den Dächern aus Aluminium und endet bei den Wänden, die mit Lacken gestrichen wurden, die sich nie wieder von dem Untergrund lösen lassen und extra behandelt werden müssen. Etwa 50 Gebäude werden abgerissen, außerdem verschwinden die Tennisplätze. 
„Auf den ersten Blick mögen manche Maßnahmen sehr aufwändig erscheinen“, sagt Oberbürgermeister Wolfgang Griesert. „Doch am Ende spart es Geld und schont die Umwelt, wie der sorgfältige Umgang mit dem Boden, mit den Bäumen oder dem Abbruchmaterial.“ 
Beispiel Boden: Die Hochschule Osnabrück hat die Bodenkundliche Baubegleitung übernommen. Prof. Dr. Helmut Meuser achtet darauf, dass der Boden nicht unnötig verdichtet wird, wenn die schweren Maschinen bei der Arbeit sind. Große Lasten können Folgen für die Funktionsfähigkeit der Böden haben Sie verschlechtern die Lebensbedingungen für die Bodenorganismen, außerdem versickert das Regenwasser nicht mehr gut, die Folge können Überschwemmungen sein. 
Beispiel Bäume: Keine Frage, am Limberg sind tatsächlich viele Bäume gefällt worden, nicht nur kleine, auch große. Immer dann, wenn nicht genug Platz für den Abriss vorhanden war oder sie dort standen, wo Straßen und Wege entstehen werden. Allerdings wurde jeder Baum einzeln betrachtet. Geschützte Bäume bleiben unangetastet. „Es ist mir ein besonderes Anliegen, dass auch alle artenschutzrechtlichen Belange berücksichtigt werden“, betont Finanzvorstand Thomas Fillep, Geschäftsführer der Osnabrücker Beteiligungs- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH (OBG), die die Eigentümerin der zukünftigen gewerblichen Flächen im Limberg Park ist. 
Eine Hilfe für die Vogelwelt sind zum Beispiel die Nistkästen und Fledermaushöhlen, die vor den notwendigen Rodungen in benachbarten Bereichen aufgehängt wurden. Wo sich später einmal Gewerbe ansiedeln soll, sind zahlreiche Bäume und Baumgruppen stehen geblieben, auch wenn sie nicht im Bebauungsplan geschützt sind. So können die kommenden Gewerbetreibenden selbst entscheiden, ob sie die Bäume auf ihrem Grundstück behalten und vielleicht in die Gewerbeimmobilie integrieren möchten, oder nicht. 
Beispiel Abbruchmaterial: Die Bagger greifen Holz, Blech, Stein oder Fasermatten einzeln und sortieren sie in Container und später in großer Transportmulden. Das ermöglicht das Recycling und verringert den Entsorgungsaufwand, auch wenn, die Deponien wegen der Corona-Pandemie zum Teil geschlossen hatten. 
Im nächsten Schritt geht es an die Beseitigung der früheren Fahrzeughallen und Werkstätten im Norden. Für diese Maßnahme laufen gerade die Ausschreibungen. Im vierten und letzten Schritt werden dann die Hallen im Süden zurückgebaut. Diese Arbeiten finden im kommenden Jahr statt. Anschließend kann das Gelände neu erschlossen werden. Erste Planungen dazu sind bereits angelaufen. 
Neben Boden, Bäumen und Recycling gibt es für die Planer und die Fachleute von den Abbruchunternehmen noch eine weitere Herausforderung: Auf dem Gelände wird nicht alles abgerissen. Der Kindergarten oder das Ausbildungszentrum der Feuerwehr bleiben zum Beispiel erhalten und müssen durchgängig mit Heizung, Strom und Wasser versorgt sein. Die Festplatte wird also nicht ganz gelöscht, für die Arbeiten heißt es aber, dass noch auf vieles mehr geachtet werden muss, als ausschließlich darauf, auf den 70 Hektar ehemaliger Kasernenfläche eine freie Fläche für neue Möglichkeiten zu schaffen.  

Daten und Fakten:

Das rund 70 Hektar große Gelände wurde für einen symbolischen Euro von der Bundesanstalt für Immobilien erworben und teilt sich in Zukunft auf in etwa 25,7 Hektar Gewerbefläche, davon 18,8 im Norden und 6,9 im Süden. Etwa 44,4 Hektar sind öffentlich und teilen sich auf in Straßen, Grünflächen, Sport, Wald und Gebäude- und Freiflächen. 
Mehrere Abteilungen des Konzerns Stadt beschäftigen sich mit der Entwicklung des Limbergs: die OBG (Osnabrücker Beteiligungs- und Grundstücksentwicklungs GmbH) ist Eigentümerin der gewerblichen Flächen am Limberg. Der Eigenbetrieb Immobilien und Gebäudemanagement verwaltet das gesamte Areal einschließlich der noch bestehenden Mietverhältnisse. Die ESOS (Energieservice Osnabrück GmbH) ist beauftragter Projektsteuerer „Entwicklung Limberg Park“ in den Bereichen Abbruch und Erschließung. Die WFO (Wirtschaftsförderung Osnabrück GmbH) wird schließlich die Gewerbegrundstücke vermarkten. 
Die Gesamtkosten der Maßnahme liegen nach der bisherigen Kalkulation bei rund 34 Millionen Euro. Für das Förderprogramm Konversion Dodesheide sind im Städtebauförderprogramm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ Städtebaufördermittel in Höhe von 16,84 Mio. Euro vorgesehen. 
Nur ein kleiner Teil des alten Gebäudebestands bleibt erhalten. Nicht abgerissen wird die frühere Sanitätsstation, die die Briten noch in den letzten Jahren ihres Wirkens errichtet hatten. Sie beherbergt jetzt den Kindergarten. Weiter bleiben stehen: Gebäude mit Verwaltungs-, Lehr- und Übungsräumen der Feuerwehr, ein Komplex, den die Berufsbildenden Schulen des Landkreises Osnabrück nutzen, ein Gebäude in Nutzung durch die Hochschule Osnabrück und gewerblicher Nutzung, sowie eine neue und eine ältere Sporthalle. 
Auch der Stadtsportbund Osnabrück e.V. hat zwischenzeitlich eine neue und endgültige Heimat auf dem Gelände gefunden: das Gebäude neben der modernen Sporthalle wird derzeit vom Stadtsportbund saniert und steht ihm bald als Geschäftsstelle zur Verfügung. 
Zudem bleiben die auf dem Gelände derzeit vorhandenen Flüchtlingsunterkünfte vorerst noch erhalten.