BMW-Chef Oliver Zipse rechnet mit einer Neuordnung der globalen Autoindustrie. „Es wird eine Auslese geben in unserer Industrie“, sagte Zipse kurz vor Beginn der Automesse IAA Mobility in München dem „Spiegel“. Das sei ein Grund, warum sich BMW vor fünf Jahren entschieden habe, seine Modellpalette mit der sogenannten Neuen Klasse von Grund auf zu erneuern.
BMW stellt den elektrischen iX3, das erste Modell der Neuen Klasse, am 5. September der Öffentlichkeit vor. In den kommenden Jahren sollen alle Modelle des Konzerns – derzeit sind es 57 – modernisiert werden. „In der bewährten Logik dieser Industrie ist es eigentlich undenkbar, buchstäblich `all in` zu gehen“, sagte Zipse.
In der Branche könne man „sich keine Fehler leisten“. Man habe sich jedoch im Jahr 2020 gefragt, was mit dem Rest der Produkte passiere, wenn man wie ursprünglich geplant nur zwei Zukunftsmodelle als Neue Klasse konzipiert: „Sind das dann die alten BMWs“ Die Frage, so Zipse, habe nur eine Antwort zugelassen: „Wir bringen die Technologien in unser komplettes Portfolio und machen innerhalb kurzer Zeit quasi jedes Modell neu.“ Auf das SUV iX3 soll im kommenden Jahr die 3er-Limousine folgen.
Von der aktuellen Schwäche des US-Elektroautopioniers Tesla zeigt sich Zipse nicht überrascht. „Das war eine Frage der Zeit.“ Der Kippmoment, wenn Teslas Architektur an ihre Grenzen komme, habe sich angebahnt, sagte der BMW-Chef.
Branchenexperten räumen BMW Chancen ein, mit der Neuen Klasse verlorenen Boden gutzumachen. Der Konzern habe nach dem Misserfolg mit dem i3, den BMW als erstes Elektroauto 2013 vorgestellt hatte, den Mut verloren, sagte Stefan Bratzel, Direktor des Forschungsinstituts Center of Automotive Management, dem „Spiegel“. „Jetzt versucht das Management mit der Neuen Klasse einen Quantensprung.“
Er warnte jedoch, für einen eher kleinen Hersteller wie BMW sei es „enorm wichtig, dass eine solche Milliardeninvestition nicht in die Hose geht“. Die entscheidende Frage werde sein, zu welchen Kosten die deutschen Konzerne ihre Innovationen anbieten könnten. „Wenn Xiaomi Vergleichbares zum halben Preis bietet, wird es schwierig“, so Bratzel. 2027 will der chinesische Smartphone-Riese seine Autos nach Europa bringen.
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