Osnabrück. Während des Auswärtsspiels des VfL Osnabrück beim VfL Bochum am vergangenen Freitag wurden im Gästeblock immer wieder pyrotechnische Gegenstände gezündet. Der VfL verurteilte die eigenen Fans bereits in einer Mitteilung.
CDU fordert Null Toleranz gegenüber dem Einsatz von Pyrotechnik
„Das Zünden von etlichen Bengalos und Blinkern, wie beim letzten Auswärtsspiel des VFL in Bochum, ist absolut inakzeptabel. Die gesundheitliche Gefährdung der Zuschauer wird bewusst in Kauf genommen. Ich war selbst im Stadion und habe mir einen Schal vor das Gesicht gehalten, um mich vor dem beißenden Rauch zu schützen“, teilt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Günter Sandfort am Dienstag in einer Pressemitteilung mit.
Nach Auffassung der CDU sind alle rechtlichen Mittel zu nutzen, um diesen vermeintlichen „VFL-Fans“ das Handwerk zu legen und für den entstandenen Schaden von bis zu 80.000 EUR zur Kasse zu bitten. Außerdem sollte derartigen Chaoten ein Stadionverbot erteilt und die Einlasskontrollen verschärft werden. Diese waren in Bochum mangelhaft. „Ich wurde beispielsweise gar nicht kontrolliert“, teilt Sandfort mit. In einer großen Pyroaktion wurden 60 Bengalos, 25 Blinker und ein Nebeltopf gezündet. Viele Besucher beklagten sich über Atembeschwerden, tränende Augen und den beißenden Geruch. Auch die Sicht im Stadion war insbesondere zu Beginn der 2. Halbzeit stark eingeschränkt.
„Es stimmt mich sehr traurig, wenn wir im Stadtrat eine großzügige Unterstützung des VFL beschließen, die in Anbetracht des sportlichen Erfolges und der gesamten Entwicklung sehr gerechtfertigt ist – andererseits der Verein jedoch für dieses unsägliche Verhalten einiger weniger vermummter Zündler eine Rekordstrafe zahlen muss. Dass muss sich ändern, auch mit Blick auf die noch anstehenden Investitionen, die die DFL fordert“, sagt Sandfort. Insofern wird die Null-Toleranz-Politik des Vereins gegenüber Pyro-Technik seitens der CDU ausdrücklich unterstützt.
Florian Schwab, sportpolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion verurteilt das Geschehen in Bochum ebenfalls scharf, fordert die DFL allerdings auf, an alternativen Lösungen zu arbeiten: „Vielleicht kann perspektivisch nicht giftige und ungefährliche Technik in speziellen Sicherheitszonen der Stadien zum Einsatz kommen, die zu einer guten Stimmung beiträgt.“
Auch die Jungen Liberalen Osnabrück-Stadt kritisieren in einer Mitteilung die Forderung nach einer Null-Toleranz-Strategie gegenüber dem Einsatz von Pyrotechnik seitens der CDU-Stadtratsfraktion
„Pyrotechnik ist kein Verbrechen“: Mit diesem Satz verbinden viele Bürgerinnen und Bürger Osnabrücks die lebendige Fankultur des VfL an der Bremer Brücke. Immer wieder kommt es durch das Verbot der pyrotechnischen Mittel zu unüberschaubaren Situationen in Stadien, wie jüngst im Bochumer Ruhrstadion. Als Konsequenz fordert die CDU-Ratsfraktion Osnabrück nun eine harte Null-Toleranz-Strategie.
Wir, die Jungen Liberalen Osnabrück-Stadt, halten diesen Schritt für nicht zielführend. Eine „Null-Toleranz-Strategie“ wird in konservativen Kreisen seit Jahren gefordert und von den Innenministerien bereits umgesetzt, wobei seitdem die Vorfälle mit Beteiligung von Pyrotechnik tatsächlich zunehmen. Deutlich zielführender wäre der sogenannte „Chemnitzer Weg“. Bengalische Feuer sollen nur mit zuvor angemeldeten Rauchfackeln („Pyro-Pass“) in einem abgegrenzten Stadionbereich legalisiert werden. Explizit ausgenommen hiervon sind alle Feuerwerkskörper, Böller sowie nicht-löschbare Pyrotechnik, die unter das Sprengstoffgesetz fallen. Zudem müssen die entsprechenden bau-, haftungs- und versicherungsrechtlichen Fragen berücksichtigt werden. Die Sicherheit der Zuschauer muss jedoch immer an erster Stelle stehen. Ein erster in Deutschland bevorstehender Versuch, im Rahmen eines Heimspiels des HSVs legal Pyrotechnik abzubrennen, sowie die neu entwickelte kalte Pyrotechnik sind sinnvolle Beispiele, an denen man sich auch in Osnabrück orientieren sollte.
Fußballfans die für ihren Verein „kämpfen und schreien“ sollten nicht mit skrupelloser Gewaltbereitschaft gleichgesetzt werden, so Niklas Müller (Stv. Vorsitzender). Erst die Verbote führen dazu, dass Fans vermummt auf den Tribünen der Stadien Pyrotechnik in der Anonymität der Masse abbrennen lassen. Der „Chemnitzer Weg“ bietet einen tragfähigen Kompromiss, der sowohl Sicherheitsbelange als auch die bestehende Fankultur gleichermaßen ausreichend berücksichtigt. Jegliche Verschärfungen des Sprengstoffgesetzes, sowie des Tatbestandes des Landfriedensbruchs und der Entzug des Führerscheins als Sanktionsmaßnahme – wie von einer Arbeitsgruppe zur kommenden Innenministerkonferenz in Lübeck vorgeschlagen – lehnen wir als nicht zielführend ab. Wer glaubt, durch den Entzug eines Führerscheins die Sicherheit in deutschen Stadien gewährleisten zu können, hat die Grenze zur Absurdität überschritten. Statt widersinnige Strafen einzuführen, sollte man sich lieber an den positiven Beispielen in Skandinavien und den USA orientieren. Hier ist es – zum Teil schon seit Jahren – möglich, Pyrotechnik sicher und legal in den Stadien zu benutzen.
