Mit den steigenden Energiekosten für Unternehmen und der ökologischen Verantwortung erlangt ein effizientes Energiemanagement für Unternehmen ein neues, höheres Maß an Bedeutung. Die internationale Norm DIN EN ISO 50001 bietet eine anwendungsbezogene Handreichung, die Organisationen dabei unterstützt, mit Energie (in ihrer Rolle als Ressource) nachhaltiger zu wirtschaften. Dieser Artikel befasst sich mit der praktischen Hilfestellung, die durch die Norm gegeben wird.
Hintergrundinformationen zur DIN EN ISO 50001
Die DIN EN ISO 50001 wurde erstmals im Juni 2011 von der Internationalen Organisation für Normung (ISO) veröffentlicht. Im Dezember desselben Jahres folgte die Veröffentlichung in Deutschland, und ab Ende April des Folgejahres trat sie in Kraft. Sie löste die vorherige DIN EN 16001 für Energiemanagement ab. Die Norm legt die Anforderungen an ein fortlaufendes Energiemanagement fest und zielt darauf ab, Unternehmen systematisch und praxisorientiert dabei anzuleiten, energieeffizienter zu wirtschaften.
Die Besonderheit: Unabhängig von der Größe des Unternehmens kann die Norm implementiert werden. Dies kann mit und ohne ISO 50001 Beratung geschehen. Neben der Steigerung der Energieeffizienz stehen im Fokus:
- Senkung der Energiekosten
- Reduktion der Treibhausgas-Emissionen
- Stete Neuausrichtung auf veränderliche Energieeffizienzziele
Seit dem Inkrafttreten des Energieeffizienzgesetzes (EnEfG) im November 2023 hat die Norm zudem eine neue gesetzliche Relevanz: Unternehmen mit einem durchschnittlichen jährlichen Gesamtendenergieverbrauch von über 7,5 GWh sind verpflichtet, bis spätestens 18. Juli 2025 ein zertifiziertes Energiemanagementsystem (z. B. nach ISO 50001) oder ein Umweltmanagementsystem nach EMAS einzuführen. Bereits ab 2,5 GWh besteht zusätzlich die Pflicht zur Erstellung, Prüfung und Veröffentlichung wirtschaftlich sinnvoller Maßnahmenpläne.
Methodische Struktur: In der Realität wirtschaften
Ein zentrales Element der DIN EN ISO 50001 ist die gute Vereinbarkeit des Energiemanagements mit den bereits bestehenden Management-Normen. Normen wie DIN EN ISO 9001 (Qualitätsmanagement) sowie DIN EN ISO 14001 (Umweltmanagement) weisen eine strukturelle Verwandtschaft auf. Hierdurch lassen sich alle drei Normen im Geschäftsalltag harmonisch miteinander (beziehungsweise parallel) umsetzen.
Die hierfür verwendete Methodik ist als PDCA-Zyklus bekannt. PDCA steht für Plan-Do-Check-Act und beschreibt den schrittweisen Ablauf, der für die systematische Umsetzung der Norm notwendig ist. Übersetzt bedeuten die vier Schritte:
- Planung
- Umsetzung
- Überprüfung
- Verbesserung
Handreichung zur Umsetzung im Unternehmen
Mit ihrer Struktur eines PDCA-Zyklus basiert die ISO 50001 auf einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Dieser Ansatz ermöglicht es Unternehmen dauerhaft, ihre energiebezogenen KPIs zu planen, Maßnahmen umzusetzen, den Prozess zu überwachen und diesen mit jedem Zyklus zu verbessern. Die Schritte eines abgeschlossenen Zyklus gestalten sich wie folgt.
1. Planung
In der Planungsphase wird durch die Managementspitze eine verpflichtende Energiepolitik formuliert. Es gilt hierbei, die strategische Ausrichtung des Unternehmens in Bezug auf Energieeffizienz zu definieren. Die Planung umfasst unter anderem eine Reflexion, die sich damit befasst, wo das Unternehmen gerade steht und wo es mittels energieeffizienter Maßnahmen hin möchte.
Mit anderen Worten: Es wird eine energetische Bewertung vorgenommen, bei welcher der aktuelle Energieeinsatz und weitere Parameter analysiert und Bereiche mit Verbesserungspotenzial identifiziert werden. Basierend auf diesen Erkenntnissen sind dann konkrete Energieziele und Aktionspläne zu entwickeln, die anschließend innerhalb des Unternehmens kommuniziert werden müssen.
Teil dieser Phase ist auch die Ernennung eines Energieteams beziehungsweise von Energiebeauftragten, welche administrative Aufgaben bei der Umsetzung der DIN EN ISO 50001 übernehmen.
2. Umsetzung
In der Umsetzungsphase konzentrieren sich alle Verantwortungsträger auf die Realisierung der geplanten Maßnahmen. Das beinhaltet auch die Schulung der Belegschaft und eine stetige Sensibilisierung für die vorgenommenen Ziele. In dieser Phase ist es sinnvoll, mit operativen Kontrollen zu beginnen, um bereits früh die Entwicklungen und Auswirkungen der Maßnahmen protokollieren und bei Bedarf nachjustieren zu können.
Um die festgelegten Ziele zu erreichen, können die Kriterien für den energieeffizienten Betrieb von Anlagen und die Beschaffung energieeffizienter Produkte dynamisch neu geplant und umgestaltet werden.
3. Überprüfung
Die Leistung des Energiemanagementsystems wird in einer Überprüfungsphase evaluiert. Dies geschieht schon während der Umsetzung durch regelmäßige Überwachung und Messung. Die gesammelten Daten werden abschließend analysiert, um festzustellen, ob die festgelegten Ziele erreicht wurden. Auch Verbesserungsmöglichkeiten werden in der Überprüfungsphase identifiziert und in Aufgaben oder Maßnahmen übersetzt.
4. Verbesserung
Basierend auf den Ergebnissen der Überprüfung leitet das Unternehmen in dieser Phase Korrekturen ein, um identifizierte Schwachstellen zu beheben und die Verwendung von Energie kontinuierlich zu optimieren. Dieser Schritt schließt den PDCA-Zyklus ab und leitet gleichzeitig zum nächsten Zyklus über.
Zielsetzung der Struktur
Durch die Anwendung des PDCA-Zyklus wird sichergestellt, dass das neue Energiemanagement nicht als einmaliges Projekt betrachtet, sondern als kontinuierlicher Prozess verstanden wird. Durch das dynamische Vorgehen können Unternehmen jeder Größe flexibel auf Veränderungen reagieren. Dies ist insbesondere dann hilfreich, wenn es gilt, neue Technologien zu integrieren und die zuvor geplante Energie-Strategien entsprechend anzupassen.
Letztlich trägt die konsequente Anwendung der DIN EN ISO 50001 dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen zu erhalten, indem gesetzliche Anforderungen für nachhaltiges Wirtschaften mit Energien und Emissionen leichter erfüllt werden können. Nicht zu vergessen, ist dem ganzen übergeordnet, einen aktiven Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz zu leisten.
