Osnabrück. Nach einem aus dem späten Mittelalter überlieferten Brauch begeht der Rat der Stadt Osnabrück am Montag, 7. Januar, wieder den Handgiftentag.
Die festliche Zusammenkunft mit zahlreichen Ehrengästen, bei der mit einem kräftigen Händedruck die Bereitschaft, zum Wohl der Allgemeinheit tätig zu werden, besiegelt wird, beginnt um 18 Uhr im Friedenssaal des historischen Rathauses. Der Tradition folgend blickt Oberbürgermeister Wolfgang Griesert auf die wichtigsten Ereignisse des Vorjahres zurück und skizziert die Ziele für das neue Jahr.
Am Handgiftentag wird Franz-Josef Hillebrandt mit der Justus-Möser-Medaille als Anerkennung seiner Verdienste geehrt. Die Stadt vergibt die Auszeichnung im Sinne des großen Bürgers der Stadt, Justus Möser, für die vielfältigen Verdienste, die sich Hillebrandt durch seinen jahrzehntelangen, außerordentlichen Einsatz für eine Vielzahl von Institutionen in Osnabrück erworben hat. Besonders gewürdigt werden sein Engagement und seine Impulse für den Aufbau und die Entwicklung der Stiftungskultur in Osnabrück, die in ihrer Vielfalt zahlreiche kulturelle und gesellschaftliche Einrichtungen fördert.
Musikalisch begleitet wird der Handgiftentag durch Florian Weber und Anna-Lena Schnabel.
Hintergrund
Die Entstehung des Handgiftentages („Handgifften-Dag“, 1348; „Handgiftentach“, 1613) ist mit den Ursprüngen der städtischen Selbstverwaltung eng verbunden. Damals reichten sich die an den jährlichen Ratswahlen beteiligten Wahlmänner die Hände als Zeichen guter und ehrbarer Absichten. Die aus dem Jahr 1348 in mittelalterlicher niederdeutscher Sprache überlieferte Sate, die Verfassung der Stadt Osnabrück, beschreibt, was diesen Januartag in Osnabrück einst auszeichnete: „…jeder Bürger, der einen eigenen Hausstand innerhalb Osnabrücks hat, ohne jene, die im Rat gesessen haben, soll jedes Jahr am Tag nach Neujahr zum Rathaus gehen, wo man die Ratsherren wählen soll, sobald die Glocke läutet; wer das nicht tut, den soll man mit drei Schillingen Osnabrückischer Münze bestrafen, wie es der Stadt altes Recht ist“. Die Sate wurde alljährlich am Handgiftentag vom Stadtschreiber vor der versammelten Gemeinde verlesen. Eine Glocke der benachbarten Marienkirche verkündete, dass die Wahl vollzogen war.
Auch wenn am Handgiftentag der neueren Zeit keine Ratswahlen mehr stattfinden, hat der Tag nach wie vor eine unverwechselbare Bedeutung. Die Stadtgeschichte wird durch Grundsatzreden „fortgeschrieben“, und alle Beteiligten bekräftigen den guten Willen, sich für die Stadt zu engagieren. Der Begriff Handgiftentag steht dafür als wertvolles Symbol.