Im vergangenen Winter gerieten Osnabrücker Verbraucher wegen der gestiegenen Energiepreise unter Kostendruck. Und das, obwohl sich der Energieverbrauch auf einem historischen Tiefstand bewegt. Vor allem das Heizen stellte viele Haushalte vor finanzielle Herausforderungen. Denn auf die Heizung und Warmwasserbereitung entfällt im Haushalt mit bis zu 70 Prozent der bedeutendste Anteil des Gesamtenergieverbrauchs. Wärmeverluste durch eine undichte Gebäudehülle kann sich angesichts der gegenwärtigen Energie- und Klimakrise niemand mehr leisten. Mit der richtigen Dämmung lassen sich bis zu 90 Prozent an Heizenergie einsparen. Dabei sollte die Gebäudehülle möglichst luftdicht gestaltet werden.
So wichtig ist eine luftdichte Konstruktion
Angemessene Dämmmaßnahmen sorgen im Innenraum nicht nur für Behaglichkeit. Davon abgesehen senken sie den Energieverbrauch und analog dazu die Kostenbelastung. Trotzdem sind mehr als die Hälfte aller deutschen Häuser auch heute noch unzureichend gedämmt. Teils beschränken undichte Stellen die Effizienz der montierten Dämmung. Gut gedämmte Gebäude sind so luftdicht wie möglich – trotz der weit verbreiteten Vorstellung, dass Wände atmen müssen. Dämmstoffe erfüllen ihre Funktion auf lange Sicht tatsächlich nur dann zu 100 Prozent, wenn eine wind- und luftdichte Ebene darüber liegt. Jene verhindert den freien Luftstrom durch Bauteile wie die Fassade oder das Dach, um maximale Energieersparnis zu erreichen.
Wieso Luft nicht nach draußen strömen sollte
Ohne diffusionsdichte Schicht entweicht warme Luft nach außen. Eigentümer müssen in diesem Fall ständig nachheizen, womit der Energieaufwand steigt. Schon aus gesetzlicher Sicht ist eine luftdichte Gestaltung entscheidend. Denn Paragraph 13 des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) (ehemals Paragraph 6 der Energieeinsparverordnung EnEV) schreibt vor, dass Häuser dauerhaft luftundurchlässig bleiben sollten. Nicht nur zur Energieeinsparung. Eine luftdichte Gebäudehülle verhindert außerdem Bauschäden, denn leckende Dämmungen neigen zum Durchfeuchten. Darunterliegende Holzkonstruktionen können dadurch beispielsweise verfaulen. Beim Heizen entsteht im Winter ein Überdruck, der warme Luft durch undichte Stellen nach draußen drückt. Wenn die Luftmassen auf dem Weg dorthin kalte Bauteile treffen, kondensiert das mitgeführte Wasser. Dadurch steigt das Risiko für Schimmel. Verringern lässt es sich, indem die luftdichte Ebene schon bei der Planung der Dämmmaßnahmen klar berücksichtigt wird.
Verbraucher-Tipp: Fenster nicht vergessen!
Undichtigkeiten können auch an den Türen und Fenstern entstehen. Fensterfugen sollten beispielsweise regelmäßig erneuert werden, um dicht zu bleiben. Dazu zunächst das alte Silikon entfernen. Anschließend mit einer Silikonpistole Neues einspritzen und mit einem Rakel abziehen. Zum Abschluss wird die Fuge mit Wasser und Spülmittel geglättet. Fertig!
Wie werden Gebäudehüllen luftdicht?
Um beim Dämmen Luftdichtigkeit zu erreichen, gibt es Membranen mit unterschiedlichen Diffusionswiderständen. Diese sogenannten Dampfbremsen oder Dampfsperren bremsen den Dampf auf dem Weg nach draußen ab. Der Sd-Wert (wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke) gibt den jeweiligen Widerstand der Folien an. Eine Membran mit einem Sd-Wert von drei Metern hat beispielsweise denselben Effekt wie eine drei Meter dicke Luftschicht. Welchen Wert Eigentümer benötigen, entscheidet der Fachmann unter Berücksichtigung der Hauskonstruktion. Ist die richtige Membran ausgewählt, bringt man sie auf der Gebäude-Innenseite vor der Dämmung an. Anschließend wird die Folie mit einem Systemklebeband verklebt. Dabei sollten Eigentümer immer auf die Kompatibilität von Dämmstoffen, Membranen und Klebstoffen achten. Passen sie nicht zueinander, beeinträchtigt dies den Effekt des Gesamtsystems. Ebenfalls beachtenswert ist bei der Ausführung Teil 7 der DIN 4108. Die Gestaltung der luftdichten Ebene ist in dieser Norm im Hinblick auf Details wie das Material beschrieben. Um den Effekt nach der Installation zu überprüfen, findet eine Luftdichtheitsmessung mittels Blower-Door-Gerät statt.
Gut zu wissen: Luftdicht heißt nicht gleich winddicht!
Ist die Dämmung luftdicht, kann warme Luft nicht entweichen. Eine winddichte Gebäudehülle verhindert dagegen, dass Wind in die Innenräume eindringt. Beide Eigenschaften sind wichtig, damit die Dämmmaterialien maximalen Effekt entfalten. Ist im Inneren des Gebäudes eine luftdichte Ebene installiert, montieren Eigentümer zusätzlich am besten eine winddichte Ebene auf der äußeren Gebäudeseite.
Wieso Lüften nach dem Dämmen wichtig ist
Damit nach dem Dämmen trotz Wind- und Luftdichtigkeit ein Luftaustausch stattfinden kann, ist das Lüftverhalten allesentscheidend. Wände lassen Wärmeströme und Wasserdampfdiffusion zu. Wie viel Wärme und Wasserdampf durch die Bausubstanz passieren kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Der Feuchtigkeitsaustausch geschieht aber grundsätzlich nur zu einem geringen Teil über Diffusion. Auch in dieser Hinsicht ist Lüften relevant. Wer regelmäßig und richtig lüftet, lässt überschüssigen Wasserdampf aus den Innenräumen treten. Gerade bei alten Gebäuden mit Wärmebrücken können Eigentümer dadurch Bauschäden und Schimmel verhindern. Angemessene Wärmedämmung an der Fassade schließt zusammen mit dichten Fenstern und Türen zwar kalte Außenwände aus und verringert die Wasserdampfkondensation. Weil Luftströme von draußen jetzt aber auch nicht mehr ins Innere des Hauses eindringen können, müssen Eigentümer ihr Lüftungsverhalten im Anschluss an Dämmmaßnahmen verändern. Am besten sollten sie fortan mehrmals täglich mit weit offenem Fenster stoßlüften. Idealerweise stellen sie einen Durchzug her, indem sie gegenüberliegende Fenster öffnen. Im Sommer wird mindestens 20 bis 30 Minuten gelüftet. Im Winter reichen fünf bis zehn Minuten aus. Am Wichtigsten ist das Lüften, wenn viel Wasserdampf entsteht. Zum Beispiel beim Kochen, Duschen und Wäschetrocknen.