Melle. Schnelles Internet von Melle-Mitte für den Südkreis: Als erster Landkreis in Niedersachsen hat der Landkreis Osnabrück mit seiner Infrastrukturgesellschaft Telkos bereits den dritten Förderbescheid vom Bund bekommen. Der aktuelle Bescheid weist die Höchstsumme von 30 Millionen Euro an Bundesmitteln aus, die vom Landkreis und den kreisangehörigen Städten und Gemeinden um 28,3 Millionen Euro aufgestockt werden. Das Land Niedersachsen hat weitere 6,7 Millionen Euro in Aussicht gestellt, so dass in der Summe glatte 65 Millionen Euro für das Glasfasernetz verbaut werden können. Auch beim Mobilfunk will der Landkreis Osnabrück weiter in die Offensive gehen und die Funklöcher schließen.
„Diese Fördersumme für den Breitbandausbau ist einmalig und wir können damit 700 Kilometer neue Leitungen im Kreisgebiet bauen“, so Landrat Michael Lübbersmann während eines Informationsbesuchs, bei dem er von Melles Bürgermeister Reinhard Scholz, Dirk Holtgrewe von der Telkos und NN von der Innogy SE begleitet wurde. Vom Übergabepunkt in Melle-Mitte könnten in Zukunft Infrastrukturen im ganzen Südkreis erreicht werden. Nach den Worten des Landrats sind in der ersten Ausbaustufe der geförderten Breitbanderschließung seit Mai 2018 bereits 70 Prozent der geplanten 581 Kilometer gebaut worden: „Damit liegt der Landkreis Osnabrück im Vergleich der niedersächsischen Landkreise weit vorne.“ Trotz leichter Verzögerungen durch noch fehlende Genehmigungen zum Unterqueren von Bahnstrecken oder Straßen solle dieser Ausbau weitestgehend im dritten Quartal dieses Jahres abgeschlossen werden, so Lübbersmann.
Der aktuelle Förderbescheid wird nach den Worten des Landrats mehr als 3.800 Adressen mit einem Direktanschluss an das Glasfasernetz versorgen: „Darunter sind auch 42 Gewerbegebiete, denn die Wirtschaft ist mindestens genauso auf schnelles Internet angewiesen wie die Privathaushalte.“ Nun könnten die Ausschreibungen erfolgen und im kommenden Jahr mit den Tiefbaumaßnahmen begonnen werden: „Mit der Fertigstellung der dritten Ausbaustufe rechnen wird im Jahr 2021.“
Nach Abschluss dieser Arbeiten im Rahmen des dritten Förderbescheides werden nach Angaben von Dirk Holtgrewe von der Telkos rund 93 Prozent der Adressen im gesamten Kreisgebiet über eine Versorgung mit mehr als 30 Mbit/s verfügen. Auch für die restlichen Haushalte strebe der Landkreis die Versorgung mit schnellen Internet an, was aber wegen der historisch gewachsenen Zersiedelung eine enorme Herausforderung darstelle: „Dazu sind weitere Förderungen und eine vierte und fünfte Ausbaustufe notwendig.“
Neben den Glasfaserkabeln wolle sich der Landkreis Osnabrück auch um die Funklöcher im Mobilfunknetz kümmern, kündigte Landrat Lübbersmann an: „Das Land Niedersachsen hat im Masterplan Digitalisierung das Ziel einer flächendeckenden 4G-Versorgung festgelegt und diesen Anspruch hat auch der Landkreis Osnabrück.“ In Abstimmung mit dem Land sollen deshalb die bestehenden Funklöcher lokalisiert und geschlossen werden. Und auch bei den aktuell laufenden Versteigerungen der 5G-Frequenzen werde sich der Landkreis um ein gefördertes Projekt bemühen, um möglichst früh beim neuen Netz der Höchstgeschwindigkeiten dabei zu sein.
„Wir freuen uns sehr, dass der Breitbandausbau sowohl in der Stadt Melle als auch im südlichen Osnabrücker Land weiter voranschreitet“, machte Bürgermeister Reinhard Scholz deutlich. Die Strategie des Landkreises, auch im ländlichen Raum möglichst jedes Haus mit schnellem Internet zu versorgen, sei gut und richtig. Das gelte insbesondere auch für die Flächenstadt Melle mit ihren zersiedelten Außenbereichen und kleinen Bauerschaften. Die gemeinsame Kraftanstrengung von Bund, vom Landkreis und den kreisangehörigen Städten und Gemeinden werde sich auch für diese Bereiche auszahlen.
Trotz der aktuellen positiven Entwicklung übte Reinhard Scholz Kritik daran, dass es beim Breitbandausbau zu zeitlichen Verzögerungen kommt. Die ursprünglich vom Bund als größtem Fördermittelgeber gesteckte Zeitvorgabe 31. Dezember 2018 habe leider nicht eingehalten werden können, da diesem Ziel unter anderem bürokratische Vorgaben entgegenstanden hätten. So habe der Landkreis Osnabrück beispielsweise nach dem Erhalt des ersten Förderbescheides des Bundes ein Jahr warten müssen, bevor mit dem Bau begonnen werden konnte, da komplexe europaweite Ausschreibungen durchgeführt werden mussten. Und der Bund hätte dafür sorgen müssen, dass private Telekommunikationsunternehmen wie die Telekom und EWETEL ihre Ausbauplanungen frühzeitig bekannt geben und sich daran halten. Das sei allerdings erst mit Verzögerung geschehen, bemängelte der Bürgermeister.