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Kultur

Video: Morgenland-Akademie bringt jungen Musikern arabische Musik näher


Ein Akkordeon in der Musik der arabischen Welt – ungewöhnlich? Nein, das findet Vincent nicht. „Der Ton ist doch variierbar“, sagt er selbstbewusst in einer Pause während der Morgenland-Akademie 2017. Gemeinsam mit zehn anderen Jugendlichen aus Osnabrück hat er während der Herbstferien fünf Tage lang die arabische Musik entdeckt. Angeleitet wurde die Gruppe von drei international renommierten Künstlern: der Sängerin Dima Orsho, der Violinistin Layale Chaker und dem Darbuka-Spieler Rony Barrak. Initiiert von der Gesellschaft Freunde des Morgenlandfestivals, wurde der Workshop von der Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung gefördert.
Ursprünglich hat Vincent nur Klavier gespielt, aber seit drei Monaten hat er sein Repertoire um das Akkordeon erweitert. Mit beiden Instrumenten ergänzt er jetzt die Gruppe, die eine Woche lang nicht nur gemeinsam Musik macht, sondern auch zusammen in der Fattoria Musica am Rande Osnabrücks lebt und schläft. Während des Workshops wird kulturelle Erfahrung sowohl in musikalischer als auch in menschlicher Hinsicht vermittelt. Das, was sie gelernt hat, präsentiert die Gruppe am letzten Tag der Akademie während eines Konzertes. Beginn ist um 18 Uhr – doch einige Gäste schlendern bereits eine Stunde vorher durch die Eingangstür: „Wir haben gehört, dass es immer sehr voll wird“, sagt einer dieser Gäste schmunzelnd. Die Morgenland-Akademie findet dieses Jahr zum dritten Mal statt.
Acht Stücke haben Dima Orsho, Layale Chaker und Rony Barrak dieses Mal mit der Gruppe einstudiert, allerdings mit viel Raum für eigene Kreativität. In fast jedem Stück gibt es eine Phase, in der einer oder mehrere aus der Gruppe improvisieren. Auch das Selbstbewusstsein für solche musikalischen Experimente zu vermitteln, ist Ziel des Workshops. Das gilt zum Beispiel für „Just jammin‘ around with some friends“, das aus wenigen zuvor von den Jugendlichen erarbeiteten Takten besteht, der Rest entsteht im Moment des Konzerts. Die drei Profis halten sich zumeist im Hintergrund, es sei denn, es handelt sich um Stücke, die sie selbst komponiert haben. Wie ein Wiegenlied von Dima Orsho, mit dem sie daran erinnern möchte, wie viele Menschen ihre Lieben während des Kriegs in Syrien verloren haben.
Zwei der Jugendlichen waren von ihrer Teilnahme im vergangenen Jahr so begeistert, dass sie sich auch dieses Jahr wieder für die Akademie beworben haben: Malik sitzt wieder an der Darbuka, Anna spielt die Geige und singt auch wieder. Und, ist es so schön wie beim letzten Mal oder anders? „Ganz anders“, sagt Anna und ergänzt dann: „Aber auch schön.“
Das zeigt sich auch darin, dass sich einige aus der diesjährigen Gruppe mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern des vergangenen Jahres am Samstag in der Lagerhalle zu einem gemeinsamen Workshop treffen. Angeleitet von Rony Barrak befassen sie sich hauptsächlich mit arabischen Rhythmen. Mit dabei ist auch Edin Mujkanovic. Der Gitarrist und Wissenschaftler der Universität Osnabrück unterstützt die Akademie-Gruppe aus dem vergangenen Jahr, die bis heute regelmäßig zusammen Musik macht. Geplant ist, solche Treffen im kommenden Jahr weiter auszubauen. „Wir überlegen, im kommenden Jahr ein Alumni-Treffen zu organisieren“, sagt Prof. Dr. Karl-Heinz Altendorf als Vorsitzender der Gesellschaft Freunde des Morgenlandfestivals. (pm)