Social Media

Suchen...

Service

Die Mode wird sportlich

Symbolfoto: Pixabay

Vielleicht hat die Corona-Pandemie durch die Arbeit aus dem Homeoffice den Trend noch verstärkt, der sich bereits vorher abzeichnete: Sneakers werden mit Anzug oder Kleid kombiniert, Hosen werden lockerer und Sweatshirts straßen- und bürotauglich. Vor kurzem noch ein Tabu zieht die Sportswear nun dynamisch und kraftvoll in die Mode ein. Hatte nicht der große Karl Lagerfeld noch gewarnt „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren?“ Es lohnt sich, der Sache etwas näher auf den Grund zu gehen.

Aus Schluff wird Stil?

Ganz und gar nicht. Nach wie vor ist die mausgraue, formlose Sweater-Hose allenfalls für die Runde mit dem Hund ein adäquates Kleidungsstück und sollte ansonsten vor allem in der Wohnung getragen werden. Modemacher suchen sich vielmehr das Beste aus zwei verschiedenen Welten heraus, um die Stile zu kombinieren und damit etwas vollkommen Neues zu kreieren. Selbst zur Gucci Sonnenbrille für Damen sieht die besagte Jogginghose nicht schicker und kleidsamer aus. Trotzdem sieht man längst auch im Büro Labels aus dem Sportswear-Bereich, die man noch vor Jahren als deplatziert wahrgenommen hätte. Tommy Hilfiger ist dafür ein prominentes Beispiel.

Woher kommt der Trend?

Wieder einmal kam der wichtigste Impuls aus den USA. Dort sind Modemessen im Unterschied zu den europäischen Veranstaltungen generell sportlicher aufgestellt. Aus Europa wurde der neue Trend erstmal etwas skeptisch beäugt. Kaum jemand konnte sich Bomberjacken, Blousons und Sweatshirts oder Jogginghosen im Büro vorstellen. Doch den Amerikanern ging es nicht nur um Material und Farbe, sondern auch um die Funktionalität der Kleidung – und hier horchten die Europäer genauer auf. Protektoren, schweißreduzierende Stoffe, Gummizüge und ultraleichte Materialien kannte man auch hier schon längst aus dem Fitnessstudio und vom Sportplatz. Eigentlich nur logisch, sich diese Attribute auch auf der Straße und am Arbeitsplatz zunutze machen zu können.


Hybrid Mode oder Active Lifestyle?

Es ist noch nicht ganz klar, welcher Begriff sich für die neue, sportlich dynamische Bequemlichkeit durchsetzen wird. Die Berührungsängste sind allerdings vollkommen verschwunden. Adidas arbeitet mit der Designerin Stella McCartney zusammen, die mit offenbar kindlichem Vergnügen mit Stoffen und Schnitten experimentiert. Sportliche Blousons werden aus klassischen Herrenstoffen geschneidert, das Kleid kommt in edelstem Glattleder, dafür aber mit Kapuze und Tunnelzug daher. Auch die Sneakerwedges von Isabel Marant sind die vielleicht beste Symbiose aus Sportlichkeit und femininen Elementen. Die Männer dürfen sich derweil freuen, dass die Grenzen zwischen Halbschuhen und Sneakers verschwimmen. Sneakers in schwarz oder dunkelblau passen perfekt zum Anzug, aber auch klassische Schuhformen wie Penny Loafer, Budapester oder Brogues werden neu gedacht. Warum sollten diese Schuhe keine sportliche Sohle bekommen können? Auch farbliche Akzente im Oberschuh sind kein Tabu mehr. Genau wie die Sneakers sind auch diese Sneakers ein Statement für einen Aufbruch in eine neue Zeit: Dynamik und Progressivität lassen sich mit dem sportlichen Look besser darstellen als mit dem klassischen Anzug nebst farblich passender Krawatte.

Auch die Hosen werden sportlicher

Die eingangs erwähnte Jogginghose wird wahrscheinlich niemals bürotauglich sein. Allerdings werden durchaus Hosen entworfen, die Attribute der Jogginghose aufgreifen. Neben den Lederleggings, die sich gleichermaßen sportlich wie elegant kombinieren lassen, werden weite Hosen im Stil einer Jogginghose aus Materialien von Seide bis Wolle geschneidert. Manchmal wird auch erst in der Kombination klar, ob ein Kleidungsstück eher für das Workout oder für das Büro geschneidert wurde. Und man darf sehr gespannt sein, wie sich der Trend weiterentwickelt. Positiv stimmt die Beobachtung, dass diese Veränderung generationenübergreifend geschieht und die Anzahl jener Kollegen, die an konservativen Strukturen festhalten, überschaubar ist und weiter abnimmt.

Adidas zeigt die Richtung an

Natürlich ist das Unternehmen aus Herzogenaurach nicht allein marktbestimmend. Allerdings werden hier Trends geboren, aufgegriffen und interpretiert. Dafür arbeitet Adidas mit zahlreichen Modedesignern zusammen, die selbst ebenfalls gerne um die Ecke denken. Durchaus möglich, dass die Grenzen irgendwann so verschwimmen, dass der Look für die Familienfeier aus dem Sportgeschäft kommt und das Outfit für sportliche Aktivitäten von Herrenausstatter. Bei Sportarten wie Golf oder Segeln ist dies schon längst der Fall.