Osnabrück. Das Morgenland Festival Osnabrück 2021 wird in diesem Sommer wieder Live- Begegnungen mit der ebenso spannenden wie komplexen Musikkultur östlich des Mittelmeers ermöglichen. Vom 9. bis 17. Juli stehen sechs Open-Air-Konzerte und eine Lesung im Schlossinnenhof sowie eine Filmvorführung in der Lagerhalle auf dem Programm. Ein Prolog findet bereits am 26. und 27. Juni mit drei Konzertterminen im Theater Osnabrück statt. Der Auftritt der Roma und Sinti Philharmoniker in der OsnabrückHalle wurde in den November verlegt. Das Publikum darf sich auf international tätige Künstlerinnen und Künstler freuen, die sich der faszinierenden Musik des Vorderen Orients widmen, von traditioneller Musik bis Avantgarde.
Festival-Leiter Michael Dreyer hat das Programm in den vergangenen Monaten immer wieder geändert, um den Corona-bedingten Gegebenheiten gerecht zu werden: „Es war eine besondere Herausforderung, aber auch eine große Freude, diese erste und hoffentlich allerletzte ‚Corona-Live-Edition‘ zu entwickeln. Wir werden in der Festival-Woche ausschließlich Musikerinnen und Musiker präsentieren, die aktuell in Deutschland leben und fast alle Konzerte finden open air statt. Der vielbeschworene Familiengeist des Festivals mit einem immensen Netzwerk an musikalischen Freundschaften kam uns dabei zugute.“
Beim Prolog am 26. und 27. Juni ist in Kooperation mit dem Osnabrücker Symphonieorchester im Theater am Domhof ein Konzertprogramm zu erleben, das der syrischen Komponistin und Sängerin Dima Orsho gewidmet ist. Orsho, die in Damaskus und in den USA ausgebildet wurde, hat mit Tina Turner und Yo-Yo Ma zusammengearbeitet, mit dessen Silk Road Ensemble sie einen Grammy gewann. Der Komponist und Arrangeur Wolf Kerschek hat ihre Kompositionen nun für Orchester gesetzt. Ihre Freunde und Wegbegleiter Manfred Leuchter (Akkordeon) und Frederik Köster (Jazztrompete) sind illustre Gäste.
Zwei Ausnahmesolisten eröffnen am Freitag, 9. Juli im Schlossinnenhof das Festival. Iva Bittová wurde als Tochter einer jüdischen Mutter und eines Rom slowakisch-ungarischer Herkunft im tschechischen Bruntál geboren. Sie hat sich als Schauspielerin, Sängerin und Geigerin einen Namen gemacht. Allein mit ihrer Stimme und der Violine erschafft sie eine unverwechselbare musikalische Welt, inspiriert von den Klängen ihrer Vorfahren und einem tiefen Respekt gegenüber der Natur. Den zweiten Teil gestaltet der iranische Perkussionist Mohammad Reza Mortazavi. Der Musiker wird im Sydney Opera House ebenso gefeiert wie auf dem Fusion Festival. In Isfahan geboren, erlernte Mortazavi schon im Kindesalter das Spiel auf der Tombak, der traditionellen persischen Kelchtrommel.
Wenn der Gitarrist Giovanni Weiss mit seinem Quartett am 10. Juli auf den Jazz-Violinisten Sandro Roy trifft, ist
das eine Begegnung im Geiste des legendären „Hot Club de France“ – jener stilprägenden Gruppe der Jazz-
Legenden Django Reinhardt und Stéphane Grappelli. Mit Ingolf Burkhardt als Gast wird an diesem Abend zudem
einer der vielseitigsten europäischen Jazztrompeter zu erleben sein.
Die Streicherformation Galilee Strings unter der Leitung des renommierten Pianisten Saleem Ashkar hat sich
während des zweiten Corona-Lockdowns in Berlin gegründet. Am 11. Juli spielt das Ensemble Werke von und mit
den syrischen Musikern Mohannad Nasser, Mevan Younes sowie Kompositionen von Mozart von Tschaikowski.
Am 13. Juli begegnen sich im Schlossinnenhof der syrische Oud-Virtuose Mohannad Nasser und Frederik Köster, der als einer der spannendsten deutschen Trompeter seiner Generation gilt. Mit „Whose is this Song?“ wird am 14. Juli in der Lagerhalle ein Roadmovie voller Ironie und bissigem Witz gezeigt. Der Dokumentarfilm der bulgarischen Regisseurin Adela Peeva aus dem Jahr 2003 ist mit englischen Untertiteln versehen.
Die deutsch-iranische Journalistin Natalie Amiri und die in Teheran geborene und in Hamburg aufgewachsene Schauspielerin Neda Rahmanian treffen sich am 15. Juli auf der Bühne des Schlossinnenhofs. Amiris jüngst erschienenes Buch „Zwischen den Welten. Von Macht und Ohnmacht im Iran“ bildet den Ausgangspunkt für die spannende Lesung mit anschließendem Gespräch. Musikalisch begleitet werden die beiden von der in Osnabrück lebenden iranischen Klarinettistin Shabnam Parvaresh.
Wu Wei hat die chinesische Mundorgel Sheng in die Musikwelt getragen, sei es als Solist mit den Berliner Philharmonikern, dem New York Philharmonic Orchestra oder dem BBC Symphony Orchestra. Im Zusammenspiel mit der Neuen Hofkapelle Osnabrück gestaltet er am 16. Juli ein Programm zwischen europäischem Barock und chinesischer traditioneller Musik.
Ein außergewöhnliches Trio wird das sommerliche Festivalprogramm am 17. Juli beschließen: Die deutsch- afghanische Jazzsängerin Simin Tander begegnet dem libanesischen Sänger Rabih Lahoud und dem Jazzpianisten Florian Weber. Der Auftritt in Osnabrück ist das erste gemeinsame Projekt der drei Ausnahmetalente. Als Vorband stimmen die Morgenland Youngsters das Publikum in den Abend ein. Das Nachwuchsensemble ist aus Absolventen der Morgenland Akademie hervorgegangen. Es präsentiert ein unter der Leitung des Akkordeonisten und Produzenten Manfred Leuchter erarbeitetes Programm.
Das Morgenland Festival wird bis in den Herbst nachklingen: Am 8. November sind bei einem großen Konzert in der OsnabrückHalle die Roma und Sinti Philharmoniker unter der Leitung von Riccardo M Sahiti zu erleben. 2002 gründete der Dirigent das Orchester in Frankfurt am Main. Unter seiner Leitung wachsen mit jedem Projekt professionelle Musikerinnen und Musiker aus europäischen Staaten zu einem Klangkörper zusammen, der sich als Botschafter der lange verfolgten Minderheiten versteht.
Tickets und Infos zum Programm sind ab dem 20. Mai über www.morgenland-festival.com erhältlich. Karten gibt es außerdem bei der Osnabrücker Tourist-Information, unter www.adticket.de und bei anderen bekannten Vorverkaufsstellen.
PM/Morgenland Festival