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Tierpflegerin zieht Klammeraffen im Zoo Osnabrück groß

Im Zoo Osnabrück zieht Tierpflegerin Heike Läkamp zurzeit einen Braunkopf-Klammeraffen groß, dessen Mutter nach der Geburt schwer erkrankt war. | Foto: Zoo Osnabrück (Lisa Josef)

Tag und Nacht kümmert sich Tierpflegerin Heike Läkamp im Zoo Osnabrück um ihren neuen Schützling: Braunkopf-Klammeraffen-Nachwuchs „Smiley Hope“. Nachdem sich die kranke Mutter des kleinen Affen nicht um ihr Jungtier kümmern konnte, sprang die Tierpflegerin ein.
Fast 24 Stunden am Tag verbringen die Tierpflegerin und der Affe, der Anfang Mai auf die Welt kam, jetzt gemeinsam. Beim Einkaufen, auf der Arbeit und auch nachts: Wenn Heike Läkamp nicht in der Nähe ist, meckert das Jungtier lautstark. Die sogenannte Handaufzucht bedeutet jede Menge Arbeit, denn alle 2,5 bis 3 Stunden schreit Smiley-Hope, wie die Tierpflegerin ihren Schützling „taufte“, nach Futter. In einem Tuch trägt Heike Läkamp den Affennachwuchs vor ihrem Oberkörper und nimmt das Jungtier überall hin mit.
Nachts schläft Smiley-Hope in einem Körbchen neben dem Bett der Ersatzmutter und wird alle paar Stunden gefüttert. Tatkräftige Unterstützung erhält Läkamp dabei von ihrem Mann Dieter Sandbrink. Auch bei der Arbeit im Zoo Osnabrück ist der Affe immer dabei. „Noch ist das kein Problem. Ich kann alles normal machen und die Kleine hält sich von allein in ihrem Tuch fest. Klammeraffen haben von Geburt an einen guten Greif-Reflex. Wenn sie größer und schwerer wird, müssen die Kollegen bei den harten Arbeiten vielleicht mal mit anfassen“, schmunzelt die Pflegerin.

Smiley-Hope entdeckt die Welt

Anfangs schlief das Tier fast nur und bewegte sich kaum, aber Smiley-Hope wird nun immer munterer, berichtet Läkamp weiter: „In den letzten Wochen ist sie sehr lebhaft geworden und will alles mitbekommen. Das kann dann zu lustigen Begegnungen führen: Bei einem Termin in der Bank schaute mit mal eine kleine dunkle Affenhand aus meiner Weste, da waren die Angestellten schon verwundert. Aber wenn sie den Affen dann sehen, sind immer alle begeistert und sehr neugierig.“ Auch die Mitarbeiter in der Apotheke, in der Läkamp die Windeln für das Affenkind kauft, seien immer sehr erfreut, wenn der kleine, behaarte Kunde vorbeischaue.
Um „Unfälle“ zu vermeiden, trägt der Affe Frühchen-Windeln: „Das funktioniert bei Affen wunderbar. Nur muss ich jedes Mal ein kleines Loch hineinschneiden, denn auf so einen Klammeraffenschwanz sind die Windeln dann doch nicht ausgelegt“, erklärt Heike Läkamp. Von anfangs rund 500 Gramm hat sich das Gewicht des kleinen Braunkopf-Klammeraffen in den ersten Wochen schon auf über 900 Gramm gesteigert. Gefüttert wird Smiley-Hope mit Säuglingsnahrung. Zurzeit trinkt sie hauptsächlich Säuglingsmilch, aber ein bis zweimal am Tag bekommt das Jungtier auch etwas Babynahrung aus dem Glas, mit der Zeit wird irgendwann auf richtiges Obst und Gemüse umgestellt.

Handaufzucht nur im Notfall

Der Zoo Osnabrück versucht eigentlich Handaufzuchten zu vermeiden und kommt auch nur sehr selten in die Situation, da die Tiere in der Regel ihren Nachwuchs annehmen. Doch da die Mutter von Smiley-Hope zum Zeitpunkt der Geburt sehr krank war, konnte sie keine Milch geben und sich nicht um ihr Jungtier kümmern. „Handaufzuchten sind nicht so einfach und niedlich, wie sie auf den ersten Blick anmuten – wir tauschen uns dabei auch viel mit anderen Zoo aus. Zum Beispiel fehlt den Jungtieren die sogenannte Biestmilch der Mutter mit wichtigen Nährstoffen, um ihr Immunsystem aufzubauen. Ersatzpräparate reichen leider nicht an die Muttermilch ran. Daher müssen wir bei Krankheiten in der Nähe des Jungtiers besondere vorsichtig sein“, berichtet Tobias Klumpe, wissenschaftlicher Assistent im Zoo Osnabrück. Auch die Interaktion mit anderen Artgenossen fehlt bei der Handaufzucht. Deshalb versucht Tierpflegerin Läkamp dem Jungtier schon früh wichtige Verhaltensweisen, die typisch für Braunkopf-Klammeraffen sind, beizubringen. So übt sie bereits mit Smiley-Hope ein für Klammeraffen typisches Begrüßungsritual, bei dem die Tiere vor allem die unter Lippe hochziehen und den Hals nach oben recken. „Idealerweise nimmt die Mutter das Jungtier an und die Tiere können so direkt von ihr das arttypische Verhalten erlernen – und so gut wie immer ist es ja auch so“, erklärt Klumpe weiter. Doch auch in der Natur gäbe es Fälle, in denen Mütter ihre Jungtiere nicht annehmen. Der Braunkopfklammeraffe gilt als vom Aussterben bedroht – auch ein Grund, weswegen der Zoo hofft, das Jungtier erfolgreich großziehen und in eine Gruppe integrieren zu können: „In der Natur ist der Braunkopf-Klammeraffe sehr stark gefährdet. Da die Regenwälder in einem rasanten Tempo abgeholzt werden, verschwindet der natürliche Lebensraum der Tiere. Außerdem werden die Primaten auf Grund ihres Fleisches stark bejagt“, erklärt der Biologe. „Deswegen wäre es für die Nachzucht der bedrohten Tierart ein großer Erfolg, wenn wir das Jungtier später in eine Gruppe integrieren können. Ansonsten versuchen wir sie mit einer anderen Handaufzucht aus einem anderen Zoo zusammenzubringen.“ Doch bis es so weit ist, dauert es noch ein wenig: In rund einem Jahr werden sich die Wege von Heike Läkamp und Smiley-Hope vermutlich trennen. Von da an ist das Affenweibchen groß genug und soll mit seinen Artgenossen zusammen leben.
Wissenswertes zu Klammeraffen


Braunkopfklammeraffen haben dunkles Fell, lange, dünne Arme und Beine und einen langen Schwanz. Sie sind die „Artisten“ unter den Affen. Mit ihren langen Armen und Beinen können sie sich sehr gut von Ast zu Ast hangelnd fortbewegen. Außerdem haben sie einen Greifschwanz, an dessen Spitze sich Schwielen befinden. Damit können die Affen ihren Schwanz wie eine zusätzliche Hand zum Greifen benutzen. Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt etwa 40 bis 54 und die Schwanzlänge 60 bis 80 Zentimeter. Braunkopfklammeraffen leben in südamerikanischen Regenwäldern. Sie sind vom Aussterben bedroht.