Die Freiwilligen-Agentur der Stadt bietet unter dem Slogan „Neu-Osnabrücker Willkommen“ seit 2016 eine Vermittlung Geflüchteter in Einrichtungen an, wo sie sich ehrenamtlich engagieren können. Wie wird dieses Angebot bekannter? Diese Frage stellten sich Nathalie Albrecht und Colin Par-tington. Die beiden 18-Jährigen arbeiten seit Sommer 2017 als Bundesfreiwilligendienstleistende bei der Freiwilligen-Agentur der Stadt Osnabrück. Ende vergangenen Jahres wurden sie zu Filmemachern.
Ziel war es, Geflüchtete mit einem Film anzusprechen, ohne sie zu überfordern. „Uns war schnell klar, dass wir bei unserem Film auf gesprochene Anteile verzichten müssen, weil viele Geflüchtete uns dann nicht verstehen könnten“, sagt Nathalie Albrecht. Stattdessen ließen sie Bilder sprechen. „Uns war wichtig, Geflüchtete zu zeigen, die eine ehrenamtliche Tätigkeit ausüben“, erklärt Colin Partington. „Damit wollen wir vermitteln, wie erfüllend eine solche Beschäftigung sein kann.“ Gleichzeitig hilft die Initiative Neu-Osnabrücker Willkommen den Geflüchteten dabei, die Sprache zu erlernen, Kontakte zu knüpfen und ihre Fähigkeiten sinnvoll einzusetzen.
Der Film zeigt augenzwinkernd, wie Geflüchtete plötzlich mitgenommen werden und unvermittelt in einer Kita, einem Altenheim, einer Fahrradwerkstatt oder einer Sporthalle landen und dort tatkräftig mit anpacken. Sie spielen mit Kindern und Senioren, reparieren Fahrräder oder trainieren Fußballmannschaften.
Erfahrungen im Drehen und Schneiden von Filmen hatten die jungen Bundesfreiwilligendienstleistenden kaum. „Wir haben uns in der Schule zwar einmal damit beschäftigt, aber nicht so intensiv“, sagt Nathalie Albrecht. Also hieß es: Unterstützung von Fachleuten holen und viel ausprobieren.
Unterstützung von Experten
Ausrüstung bekamen Albrecht und Partington vom Medienzentrum Osnabrück. Die Experten gaben ihnen Tipps, worauf sie achten müssen, überarbeiteten ihr Konzept mit ihnen und stellten Computer und ein Schneideprogramm zur Verfügung. Zu jedem der Drehorte fuhren die jungen Filmemacher mit einem genauen Plan, wie sie ihre Ideen umsetzen wollten. Seit November erhielten sie dabei Unterstützung von Mohanad Alhajee. Der 21-jährige Syrer begann seinen Bundesfreiwilligendienst bei der Freiwilligen-Agentur im November 2017.
„Dreh hat großen Spaß gemacht“
Bei den Dreharbeiten mit den Geflüchteten ging es lustig zu. Kleinere Pannen sorgten für Gelächter, Verständigungsprobleme wurden schnell und unkompliziert gelöst. „Mir hat der Dreh großen Spaß gemacht“, sagt Colin Partington. Seine Kollegin fügt hinzu, dass der Umgang mit den – ebenfalls ehrenamtlichen – Darstellern problemlos war. „Wir hatten zwar hier und da unterschiedliche Vorstellungen von Pünktlichkeit, aber darauf konnten wir uns zügig einstellen.“
Für Ulrich Freisel, Fachdienstleiter Bürgerengagement und Seniorenbüro, ist es wichtig, durch Mund-zu-Mund-Propaganda auf die Angebote der Agentur aufmerksam zu machen. Der Film soll dazu beitragen. „Bislang mussten wir die Stellen für die Bundesfreiwilligendienstleistenden noch nie ausschreiben, weil sich das Angebot immer herumgesprochen hat“, so Freisel.
Dasselbe soll der Film nun auch unter den Geflüchteten bewirken. Ayda Alamani ist als Darstellerin in dem Film zu sehen. Zudem arbeitet sie ehrenamtlich in einem Altenheim. Die Stelle hat ihr die Freiwilligen-Agentur vermittelt. „Eine Lehrerin hatte mich auf das Angebot der Freiwilligen-Agentur aufmerksam gemacht“, sagt die 21-jährige Syrerin, die seit zwei Jahren in Deutschland lebt.
Neu-Osnabrücker Willkommen bietet Geflüchteten die Möglichkeit, etwas zurückzugeben. „Geflüchtete werden oft als diejenigen betrachtet, die Unterstützung benötigen“, sagt Raphael Dombrowski, verantwortlicher Mitarbeiter der Freiwilligen-Agentur. „Neu-Osnabrücker Willkommen gibt ihnen die Chance, selbst derjenige zu sein, der andere unterstützt.“
„Insgesamt konnten wir für die Initiative rund 20 Partner gewinnen, bei denen Geflüchtete sich einbringen können“, so Dombrowski. 60 Vermittlungs-Gespräche mit Geflüchteten haben bislang stattgefunden, 18 Geflüchtete wurden fest in Einrichtungen vermittelt. „Die Dunkelziffer dürfte aber höher liegen“, sagt Dombrowski.
Zu sehen war der knapp zweiminütige Film bereits am 10. Dezember, dem Tag des Ehrenamts, im Cinema Arthouse. Zu sehen ist er auf der Website der Stadt Osnabrück und ihren Social-Media-Kanälen: