Das erste Mal seit vielen Jahren gibt es im Osnabrücker Zoo wieder Nachwuchs bei den Polarfüchsen. Insgesamt brachte Weibchen Lisa neun Jungtiere zur Welt. Ihre ersten Lebenswochen verbrachten die jungen Füchse in den Erdhöhlen, mittlerweile ist die Rasselbande aber auch auf Entdeckungstour und für Besucher gut zu sehen.
Neun Welpen brachte Polarfuchs-Weibchen Lisa vor rund vier Wochen zur Welt. „Wir freuen uns sehr, denn dies ist der erste Polarfuchs-Nachwuchs seit vielen Jahren“, so Tierpflegerin Kerstin Seifert. Das Geburtsdatum könne nur geschätzt werden, denn Polarfüchse bringen ihre Jungen in einer Wurfhöhle zur Welt und dort bleiben sie auch die ersten Wochen. „Wir gehen davon aus, dass die Jungen Ende April geboren wurden: Zuvor war Lisa dabei beobachtet worden, wie sie Tunnel buddelte und wurde anschließend ein paar Tage nicht gesehen“, so Seifert weiter. „Mit jedem Tag können Besucher die Rasselbande öfter beobachten – auch wenn die Jungen mit ihrem dunklen Fell manchmal schwer zu erkennen sind, wenn sie aus den Erdhöhlen krabbeln. Dann wuseln sie quer über die ganze Anlage und die Eltern haben kaum eine Chance, sie wieder einzusammeln – auch wenn Füchse intensiv über Laute kommunizieren.“
Für die Jungtiere gibt es nicht nur Muttermilch: Bei den Fütterungen in der Polarfuchsanlage rechts neben der Anlage der Löwen stibitzen die Jungen mittlerweile Fleisch- und Obststücke, die sie dann schnell vertilgen. Um die Jungenaufzucht kümmern sich, wie bei Polarfüchsen üblich, beide Eltern.
Junge Eltern
Für die zweijährige Lisa und den knapp einjährigen Louis ist dies der erste Nachwuchs. „Bei den beiden hat es mit dem Nachwuchs sehr schnell geklappt – und dann gleich ein so großer Wurf. Besonders für den ersten Wurf ist eine Größe von neun Jungtieren enorm“, weiß Zootierpflegerin Seifert. Jedoch kämen sowohl Louis als auch Lisa selbst ebenfalls aus großen Würfen. In der Regel hat ein Polarfuchs-Wurf eine Größe von fünf bis 12 Tieren, wobei der erste meistens eher kleiner ausfällt. Louis kam im vergangenen Jahr im Opelzoo Kronberg zur Welt und zog im Oktober 2016 an den Schölerberg. Dort hatte Polarfuchs-Weibchen Lisa kurzzeitig allein gelebt, nachdem ihr Partner Baldur im Sommer altersbedingt verstorben war. Bereits gegen Ende des ersten Lebensjahres werden die rund 60 bis 90 Zentimeter großen Allesfresser geschlechtsreif. Sie werfen nach einer Tragzeit von etwa 50 Tagen.
U1 steht in Kürze an
Die erste Zeit versuchten die Tierpfleger, den Alltag der jungen Familie so wenig wie möglich zu stören – doch in Kürze steht ein Tierarztbesuch an. „Auch bei jungen Polarfüchsen ist eine erste Untersuchung Pflicht – inklusive Impfungen und einer Untersuchung des Geschlechts“, erklärt Tobias Klumpe, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zoo Osnabrück. Da die Jungtiere wie ihre Eltern nur wenig Scheu vor den Tierpflegern hätten, sei die Untersuchung einfach durchzuführen, erklärt der Biologe weiter. „Wenn die Füchse etwa acht Wochen alt sind, wird unser Tierarzt jedes Jungtier untersuchen: Wir prüfen die allgemeine Kondition und ermitteln, welches Geschlecht die Jungtiere haben. Außerdem setzen wir ihnen ein Micro-Chip zur eindeutigen Erkennung ein, wie bei Hunden oder Katzen. Auch die erste Impfung steht an.“ Mit voraussichtlich einem halben Jahr wird der Polarfuchs-Nachwuchs in andere Zoos umziehen. Auch in der Wildbahn ist es üblich, dass der Nachwuchs seine Eltern vor der Geschlechtsreife verlässt. Polarfüchse bilden lebenslange monogame Paarbindungen.
Wissenswertes zum Polarfuchs (Alopex lagopus)
Polarfüchse leben in Polarregionen (Finnland, Schweden, Norwegen, USA, Alaska, Kanada, Russland, Grönland und Island). Sie sind tag- und nachtaktiv. Die Tiere sind Allesfresser und leben „flexibel“ als Paar, in Familiengruppen oder Erwachsenengruppen ohne Jungtiere. Polarfüchse haben feste Reviere, deren Größe je nach Nahrungsangebot und Besiedelungsdichte variiert. Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt 50 bis 70 Zentimeter, die Schwanzlänge 28 bis 40 Zentimeter, die Schulterhöhe 28 bis 32 Zentimeter und das Gewicht 2,5 bis 9 Kilogramm. Polarfüchse haben ein Winter- und ein Sommerfell. Das Sommerfell ist nur halb so dick und hat weniger als halb so viel Unterwolle wie das Winterfell. Mit dem dicken Winterfell, das zu 70 Prozent aus Unterwolle besteht, können sie Temperaturen bis minus 50 Grad Celsius aushalten. Es gibt zwei Farbschläge beim Polarfuchs, den Weißfuchs und den Blaufuchs. Während das Sommerfell bei beiden dunkelgrau ist, hat der Weißfuchs ein fast rein weißes Winterfell, beim Blaufuchs färbt sich das Winterfell in verschiedenen Nuancen von grau, braun bis zu blau. Die zwei verschiedenen Farbschläge können in einem Wurf vorkommen. Die Pfoten der Polarfüchse sind dicht behaart, so können sie gut geschützt über Eis und Schnee laufen.
Der Polarfuchs gilt weltweit nicht als gefährdet, in Skandinavien und Finnland ist er jedoch als bedroht eingestuft und es gibt Schutzmaßnahmen der EU.