Osnabrück. Das Museum am Schölerberg in Osnabrück präsentiert den weltweit ältesten Nachweis eines längst ausgestorbenen Samenfarns aus der Vorzeit.
Am Piesberg in Osnabrück wurde eine Versteinerung des seltenen Samenfarns „Dichophyllum moorei“ gefunden. Aufgrund ihres Fundortes in den Oberkarbon-Vorkommen des Piesbergs wird sie auf rund 308 Millionen Jahre vor unserer Zeit datiert. Damit ist das Fossil der weltweit älteste Nachweis dieser längst ausgestorbenen Pflanze – noch dazu in einer außergewöhnlichen Umgebung.
„Oberkarbon-Schichten sind normalerweise gar nicht sichtbar, weil sie in etwa zwei Kilometern Tiefe unter der Erde liegen“, sagt Norbert Niedernostheide, Direktor des Museums am Schölerberg. Am Piesberg herrschen durch plattentektonische Aktivitäten in der Kreidezeit aber besondere Begebenheiten. „Die Gesteinsschichten am Piesberg wurden im Laufe der Zeit wie in einem Fahrstuhl nach oben geschoben“, sagt er. Das sei einer der Gründe, wieso dort immer wieder interessante Entdeckungen gemacht werden und der Piesberg bei Geologen und Paläontologen international bekannt ist. Der Fund des Samenfarns ist aber noch aus einem anderen Grund außergewöhnlich: „Dichophyllum moorei“ wuchs vor allem im sogenannten trockenen Hinterland. Bei der Fundstelle handelt es sich aber um einen ehemaligen See und damit um einen unerwarteten Fundort dieser ohnehin selten erhaltenen Pflanze.
Experte gibt Gewissheit zur Bedeutung
Dem Finder des Fossils, Michael Sowiak, Mitglied der AG Geologie des Naturwissenschaftlichen Vereins Osnabrück (NVO), und Angelika Leipner, ehrenamtliche Grabungsleitung am Piesberg sowie geologische Präparatorin am Museum am Schölerberg, war die tatsächliche Bedeutung des Funds zunächst gar nicht klar. Dank ihrer umfassenden Kenntnisse der Fossilien-Vorkommen des Piesbergs erkannten sie die Einmaligkeit der Versteinerung. Nachdem eigene Recherchen zur Pflanzenart aber erfolglos blieben, wandten sie sich mit einem Foto des Fossils an Professor Hans Kerp vom Lehrstuhl für Paläobotanik der Universität Münster. „Ich wusste sofort, dass es sich bei dem Fossil um etwas sehr Außergewöhnliches handeln könnte“, sagt der Experte für fossile Pflanzen aus der Vorzeit. Sein Verdacht, eine kleine Sensation in Form des „Dichophyllum moorei“ vorliegen zu haben, bestätigte sich dann bei einer genaueren Untersuchung durch ihn im Museum am Schölerberg.
Wichtige Erkenntnisgewinne durch Forschung
„Dieser Fund verdeutlicht einmal mehr, wieviel aus der Erdgeschichte wir noch nicht wissen und wieviel es dort noch zu entdecken gibt“, sagt Museumsdirektor Niedernostheide. Es sei daher wichtig, den weltweit bedeutenden Bereich am Piesberg weiter intensiv zu erforschen, um die Geheimnisse dieses seltenen Fensters in die Vergangenheit Stück für Stück zu lüften.
Das Fossil wird nun weiter untersucht und mit anderen Pflanzen aus dem Erdaltertum sowie anderen Fundorten wissenschaftlich in Kontext gesetzt. Zudem überreichte Museumsdirektor Niedernostheide dem Experten Kerp verschiedene Sediment-Proben aus der Grabungsstelle des ehemaligen Piesbergsees. Mit dem Labor seines Lehrstuhls ist Kerp in der Lage, auch Mikrofossilien wie Samen und Pollen mithilfe spezieller Aufbereitungsmethoden sichtbar zu machen und so – hoffentlich – weiteren seltenen Pflanzenarten aus dem Bereich des Piesbergsees auf die Spur zu kommen.