Osnabrück. Die Menschen sind unterschiedlich unterwegs: zu Fuß, mit dem Rad, dem Bus oder der Bahn und mit dem Auto. Dafür gibt es einen Fachbegriff: „Modal Split“, Verkehrsmittelwahl. Aber welche Verkehrsmittel benutzen die Bürgerinnen und Bürger denn nun? Für Verkehrsplanung und Verkehrspolitik ist das eine wichtige Frage. Um aussagefähige Daten zu bekommen, hat sich die Stadt Osnabrück zum zweiten Mal nach 2013 an der bundesweiten Unter-suchung „Mobilität in Städten – SrV“ beteiligt.
SrV bedeutet „System repräsentativer Verkehrsbefragungen“ und wurde an der TU Dresden entwickelt. Die Adressen der Teilnehmenden werden aus dem Einwohnermelderegister zufällig gezogen. Ihre Aufgabe war, zu beschreiben, welche Wege die Frauen und Männer an einem bestimmten Tag zurücklegten, wie sie das gemacht haben – oder ob sie vielleicht auch gar nicht mobil waren.
Die Stichprobe in Osnabrück umfasste 1308 Personen in 677 Haushalten in der Zeit von Februar 2018 bis Januar 2019. Gefragt wurden ausschließlich Menschen, die in Osnabrück gemeldet sind, aber natürlich sind nicht nur sie auf den Straßen unterwegs. Einpendler, Touristen und Besucher berücksichtigt die Studie nicht. Die Ergebnisse der Untersuchung machen daher keine Aussagen über den gesamten Verkehr auf den Straßen, sondern zeigen das Verkehrsverhalten der Bürgerinnen und Bürger einer Stadt; sie tragen aber maßgeblich zum Verkehrsaufkommen bei.
Die Ergebnisse für Osnabrück:
Das Fahrrad wird in Osnabrück beliebter, aber es wird etwas weniger zu Fuß gegangen. Der Anteil des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) hat sich wiederum leicht erhöht. „Ein positiver Trend ist zu erkennen“ erläutert Stadtbaurat Frank Otte, „der Anteil der Wege, die mit dem Auto zurückgelegt werden, ist gesunken.“
Der Umweltverbund wird stärker genutzt, wenn auch mit unterschiedlichen Entwicklungen. Umweltverbund sind die umweltfreundlichen Verkehrsmittel wie Fahrräder, Busse, Bahn oder Carsharing.
Das Fahrrad wird mehr genutzt, vor allem für Strecken im Stadtgebiet
Dass mehr Menschen Fahrrad fahren, freut Frank Otte: „Die Anstrengungen, die wir in der Stadt Osnabrück gemacht haben, zeigen erste Früchte“, erklärt er und zählt auf: „Große und kleine Infrastrukturmaßnahmen und auch die 2013 eingeführte Radkampagne ‚Osnabrück sattelt auf‘ haben dazu beigetragen, dass die Menschen mehr aufs Fahrrad steigen.“ Ein Ergebnis der Umfrage zeigt: Die Osnabrücker Radfahrenden sind hartgesotten, nur bei sehr schlechtem Wetter sinkt der Anteil am Modal Split deutlich, auf 11,3 Prozent.
Die Nutzung des ÖPNV hat sich nur leicht erhöht
Dass noch nicht deutlich mehr Menschen den ÖPNV nutzen, ist keine große Überraschung für Harald Schulte, Leiter Angebotsplanung Planungsgesellschaft Nahverkehr Osnabrück GbR (PlaNOS): „Die großen Verbesserungen für unser ÖPNV-System sind in den letzten Jahren vorbereitet worden und stehen jetzt kurz vor der Umsetzung.“ Im neuen Busnetz ab dem 5. Februar werden fünf Metrobus-Linien an den Start gehen, die in den Jahren 2020 und 2021 elektrifiziert werden. Eine komplett neue Ringlinie wird Querverbindungen zwischen Stadtteilen schaffen und das Fahrtenangebot wird insgesamt erweitert. Wichtig ist, dass Maßnahmen zur Busbeschleunigung umgesetzt werden, damit das neue Bus-Angebot auch durch Zuverlässigkeit wirken kann. „Somit schlagen wir jetzt genau den richtigen Weg ein, um den Anteil des ÖPNV am Gesamtverkehr deutlich steigern zu können.“
Es gehen etwas weniger Menschen zu Fuß
Zu Fuß zu gehen, ist nicht beliebter geworden, es waren etwas weniger Fußgängerinnen und Fußgänger als 2013 unterwegs. Diese Entwicklung soll aber umgekehrt werden. „Zufußgehen ist die natürlichste Fortbewegungsart. Fußgänger machen eine Stadt lebendig. Darum werden wir in der Stadtentwicklung weiter daran arbeiten, lebendige Quartiere zu schaffen, damit sich dieser Trend nicht fortsetzt“, so Frank Otte.
Nicht nur die Modal-Split-Zahlen lassen erkennen, dass die Mobilitätswende bei den Osnabrücker Bürgerinnen und Bürgern begonnen hat. In der SrV-Befragung wurde auch erhoben, wie die Menschen die verschiedenen Verkehrsmittel mixen oder ob sie durchgängig ein Verkehrsmittel nutzen. Bezugszeitraum dafür war jeweils eine Woche. Die Mehrheit der Befragten (59 Prozent) wechselten zwischen Auto, Rad und Bus. Etwas mehr als ein Viertel (28 Prozent) war nur mit dem Auto unterwegs. Mit dem Aufbau der Mobilstationen und neuen digitalen Angeboten unterstützen Stadt und Stadtwerke Osnabrück genau den Trend der Multimodalität und verbessern die Verknüpfung der verschiedenen Verkehrsmittel.
Zusammenfassend sagt Frank Otte: „Wir freuen uns über die Ergebnisse, ruhen uns aber nicht darauf aus. Wenn man sich die Auswertung der Verkehrsmittel in den Entfernungsklassen ansieht, die zum Beispiel zeigt, dass 52 Prozent der kurzen Strecken zwischen drei und fünf Kilometern mit dem Auto zurückgelegt werden, sehen wir hier noch viel Potenzial, die Verkehrssituation in Osnabrück zu entlasten und damit zu mehr Klimaschutz und einer lebenswerten Stadt beizutragen.“
Hintergrund: Mit fast 50 Jahren ist die Untersuchung „Mobilität in Städten – SrV“ die dienstälteste Zeitreihe zum Verkehrsverhalten in Deutschland. Sie wurde 1972 zum ersten Mal angewendet, wird alle fünf Jahre wiederholt und wurde 2018 zum elften Mal aktualisiert. In diesem Untersuchungsgang wurde mit etwa 186.000 befragten Personen in 135 Städten und Gemeinden die bisher größte Stichprobe erfasst.