Osnabrück. „2019 war ein erfolgreiches Jahr für unsere Region“, erklärte Uwe Goebel, Präsident der IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim, zu Beginn seiner Rede beim IHK-Neujahrsempfang in der EmslandArena in Lingen.
Erfolge wie die Einrichtung von elf Digitalprofessuren und einer regionalen Stiftungsprofessur für Künstliche Intelligenz an den beiden Hochschulen in Osnabrück, der Lückenschluss der A33 bei Halle, Fortschritte beim Ausbau der E233 oder der Gleisanschluss Nordhorn hätten die Region vorangebracht. Allerdings sei die wirtschaftliche Dynamik ins Stocken geraten. „Auch wenn der Arbeitsmarkt noch stabil ist: die Konjunktur ist fragil“, so Goebel.
Daher sollten die von Bund, Land und Kommunen in die Wege geleiteten Investitionen gerade jetzt konsequent und möglichst bürokratiearm umgesetzt werden. Insbesondere warb Goebel dafür, die Zugangsregeln zum Kurzarbeitergeld wie in der Finanzkrise 2008/2009 zu lockern.
Bezogen auf die Region erklärte er Bevölkerungswachstum zu einem wichtigen Ziel: „Ich bin der Überzeugung, dass Regionen dann erfolgreich sind, wenn Menschen in ihnen leben möchten“. So plädierte der IHK-Präsident für eine Strategie „Osnabrück 200.000“, mit der Osnabrück langfristig auf rund 200.000 Einwohner wachsen könne. „Einem Oberzentrum, das zugleich ein fantastischer Hochschulstandort ist, sollte es doch gelingen, auf lange Sicht wenigstens gut 30.000 bis 40.000 Menschen hinzuzugewinnen“, so Goebel. Dafür sei ein gemeinsames Regionalmarketing von Stadt und Landkreis Osnabrück notwendig. Ein echtes Highlight in Osnabrück sei für ihn bereits das „Seedhouse“. Dieses biete Start-ups Unterstützung. „Ein weiteres Start-up-Zentrum kann ich mir sehr gut hier in Lingen vorstellen“, schlug der IHK-Präsident vor. Der Hochschulstandort habe sich gut entwickelt und biete ein ideales Umfeld für junge Gründerinnen und Gründer.
Dr. Bernd Althusmann, stellvertretender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister, machte in seiner Rede deutlich, dass ihm der Bürokratieabbau ein wichtiges Anliegen sei. Über den Bundesrat setze er sich aktuell für eine Vereinfachung und Beschleunigung von Genehmigungsverfahren ein. Die langen Realisierungszeiten bei Infrastrukturprojekten seien für ein hochentwickeltes Industrieland wie Deutschland nicht akzeptabel. Er kündigte die Einrichtung einer Clearingstelle Mittelstand an, die Gesetzesvorhaben des Landes schon im Entwurfsstadium auf ihre Kosten für Unternehmen überprüfen soll. IHK-Präsident Goebel bestärkte ihn in diesem Vorhaben: „Die sieben IHKs in Niedersachsen stehen bei diesem Projekt an Ihrer Seite“, so Goebel.
Althusmann betonte, dass der Strukturwandel in der Wirtschaft erhebliche Herausforderungen mit sich bringe. Dafür sei ein Bewusstseinswandel in der Bevölkerung notwendig. „Wir brauchen wieder mehr Leistungsbereitschaft und Unternehmertum. Die Zeit der Schaukelstuhlpolitik ist vorbei“, so Althusmann.
Der IHK-Neujahrsempfang stand unter dem Motto „#GemeinsamEhrenamtStärken“. Dazu leitete Moderatorin Jessica Bloem eine Talkrunde, an der neben Althusmann auch IHK-Ehrenpräsident Martin Schlichter, die stellvertretende Sprecherin der Wirtschaftsjunioren Emsland-Grafschaft Bentheim, Vera Goldschmidt, und Julia Daimer, IHK-Prüferin und Personalreferentin der Georg Utz GmbH in Schüttorf, teilnahmen.
Unter den über 500 angemeldeten Gästen des IHK-Neujahrsempfang waren – neben Althusmann – zwei weitere Minister der niedersächsischen Landesregierung: Justizministerin Barbara Havliza und Finanzminister Reinhold Hilbers. Zum Abschluss hielten die Ehrengäste mit Helium gefüllte Luftballons mit der Aufschrift „#GemeinsamEhrenamtStärken“ in den Händen und ließen sie an die Hallendecke schweben.