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Lokales

Handgiftentag im Osnabrücker Rathaus

SS

Osnabrück. Nach einem aus dem späten Mittelalter überlieferten Brauch begeht der Rat der Stadt Osnabrück am Dienstag, 7. Januar, wieder den Handgiftentag. Die festliche Zusammenkunft mit zahlreichen Ehrengästen, bei der mit einem kräftigen Händedruck die Bereitschaft, zum Wohl der Allgemeinheit tätig zu werden, besiegelt wird, beginnt um 18 Uhr im Friedenssaal des historischen Rathauses. Der Tradition folgend blicken Oberbürgermeister Wolfgang Griesert und die Vorsitzenden der im Rat vertretenen Parteien auf die wichtigsten Ereignisse des Vorjahres zurück und skizzieren die Ziele für das neue Jahr.
Zum Hintergrund: Die Entstehung des Handgiftentages („Handgifften-Dag“, 1348; „Handgiftentach“, 1613) ist mit den Ursprüngen der städtischen Selbstverwaltung eng verbunden. Damals reichten sich die an den jährlichen Ratswahlen beteiligten Wahlmänner die Hände als Zeichen guter und ehrbarer Absichten. Die aus dem Jahr 1348 in mittelalterlicher niederdeutscher Sprache überlieferte Sate, die Verfassung der Stadt Osnabrück, beschreibt, was diesen Januartag in Osnabrück einst auszeichnete: „…jeder Bürger, der einen eigenen Hausstand innerhalb Osnabrücks hat, ohne jene, die im Rat gesessen haben, soll jedes Jahr am Tag nach Neujahr zum Rathaus gehen, wo man die Ratsherren wählen soll, sobald die Glocke läutet; wer das nicht tut, den soll man mit drei Schillingen Osnabrückischer Münze bestrafen, wie es der Stadt altes Recht ist“. Die Sate wurde alljährlich am Handgiftentag vom Stadtschreiber vor der versammelten Gemeinde verlesen. Eine Glocke der benachbarten Marienkirche verkündete, dass die Wahl vollzogen war.
Auch wenn am Handgiftentag der neueren Zeit keine Ratswahlen mehr stattfinden, hat der Tag nach wie vor eine unverwechselbare Bedeutung. Die Stadtgeschichte wird durch Grundsatzreden „fortgeschrieben“, und alle Beteiligten bekräftigen den guten Willen, sich für die Stadt zu engagieren. Der Begriff Handgiftentag steht dafür als wertvolles Symbol.