Osnabrück. Die Grabungsarbeiten hinter dem ehemaligen Sinn-Leffers-Gebäude in der Johannisstraße neigen sich dem Ende entgegen.
Bis Ende dieser Woche sucht das Team des Fachdienstes Archäologische Denkmalpflege für Stadt und Landkreis Osnabrück nach Hinweisen auf das, was sich dort in der Vergangenheit befunden hat. Wo einst der sogenannte Wiesenbach verlaufen ist, können die Expertinnen inzwischen sehr genau sagen.
Mit Hilfe eines Baggers hat das Team bis in drei Meter Tiefe gegraben und dort Holzpflöcke entdeckt, die auf eine Zuleitung hin zum Wiesenbach schließen lassen. Keramikscherben in derselben Erdschicht weisen darauf hin, dass diese Pflöcke dort im 15. oder 16. Jahrhundert verbaut wurden. „Genauen Aufschluss darüber wird uns eine Dendro-Datierung liefern“, sagt Grabungsleiterin Sara Snowadsky. „Sie ermöglicht es uns, anhand der Jahresringe ziemlich genau festzustellen, wie alt das Holz ist.“
Die Archäologinnen sind der Zuleitung einige Meter gefolgt. Dort fanden sie schließlich alte Bretter, mit denen einst das Ufer des Wiesenbachs befestigt wurde. Snowadsky geht davon aus, dass diese dort bereits im 13. oder 14. Jahrhundert eingelassen wurden, was ebenfalls Keramikfunde nahelegen. Der Boden ist hier in rund zwei Metern Tiefe rostbraun sowie blau verfärbt. „Die blaue Färbung lässt darauf schließen, dass die Schicht dauerhaft unter Wasser lag“, erklärt Snowadsky. Noch nicht erklären können sich die Expertinnen eine Lehmschicht am Rand des ehemaligen Bachbettes, die dort von Menschen hingebracht wurde. „Vielleicht stoßen wir bei der Auswertung noch auf Antworten.“
Neben genaueren Erkenntnissen über den Verlauf des Wiesenbachs konnten die Fachleute zwei besondere Funde auf dem Gelände verzeichnen. Zum einen entdeckten sie dort ein Stück einer Siegburger Schnelle. Dabei handelte es sich um einen sehr großen Bierkrug aus dem 16. Jahrhundert, der meist einen Metalldeckel hatte und mit Abbildungen aus der Mythologie oder der Bibel verziert war. Das Fundstück zeigt die Bibelstelle „Die Trunkenheit Noahs“. Hinzu kommt ein Stück eines Schlangenglases. Diese Gläser wurden im 17. Jahrhundert in Venedig hergestellt und sind an ihrer charakteristischen Blaufärbung erkennbar. Wer so etwas besaß, hatte einen gehobenen Lebensstandard.
Bis zum Ende der vorweihnachtlichen Woche werden die Arbeiten an der Grabungsstelle abgeschlossen sein. Anschließend beginnt die Auswertung, die je nach Komplexität zwischen einem und zwei Monaten dauern wird.