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Kletterfreudige Jungtiere: Schimpansengeburt im Zoo Osnabrück

Schimpansenweibchen Vakanga beschützt das erst wenige Tage alte Jungtier, das sich bereits selbst am Bauch seiner Mutter festhalten kann. Foto: Zoo Osnabrück (Hanna Räckers)

Osnabrück. Ein junger Schimpanse kam am vergangenen Mittwochmorgen im Zoo Osnabrück in der Afrika-Tierwelt „Takamanda“ zur Welt. Nur wenige Wegbiegungen weiter erkundet das im Juni geborene Jungtier der stark bedrohten Weißscheitelmangaben bereits sein Zuhause.
Am Mittwochmorgen hieß wie immer die übliche Routine für die Tierpfleger im Zoo Osnabrück „Tiere zählen, Gesundheitszustand prüfen, Anlage reinigen“. Doch bereits zu Beginn wartete auf die Tierpfleger in der Afrika-Tierwelt „Takamanda“ eine Überraschung: Sie öffneten die Schieber zur Schimpansenhalle, um die Tiere in den Innenstall zu holen. „Schimpansenweibchen Vakanga ließ dabei lange auf sich warten, obwohl sie sonst immer eine der ersten ist. Dem Tierpfleger fiel auf, dass sie irgendetwas im Arm versteckte, er konnte aber zunächst nicht sehen was es ist“, berichtet Wolfgang Festl, Tierpfleger und Revierleiter in „Takamanda“. „Schließlich sah der Kollege, dass sie ein Neugeborenes im Arm hielt, da war die Freude natürlich groß.“
Die 24 Jahre alte Mutter Vakanga sei eine selbstbewusste und erfahrene Mutter, weiß Festl, schließlich ist dies ihr fünftes Jungtier. „Als wir Vakanga morgens mit ihrem Nachwuchs entdeckten, hielt sie es fest vor ihrem Bauch. Das Jungtier klammerte sich an ihr Fell und streckte den Kopf hoch. Vakanga hatte es bereits trocken geleckt, die Nabelschnur hatte sie aber noch nicht durchtrennt. Beide waren augenscheinlich wohlauf.“ Vakanga sei zwar weiterhin in der Schimpansengruppe, halte aber die meisten anderen Gruppenmitglieder auf Abstand: „Nur die 5-jährige Tamika, Vakangas älteres Kind, darf sich momentan dem Jungtier nähern und es auch schon anfassen“, beschreibt der Tierpfleger. „Voraussichtlich wird der Nachwuchs aber nach und nach alle anderen Schimpansen kennenlernen. Das Kleine entwickelt sich sehr gut und hält sich inzwischen schon komplett alleine an seiner Mutter fest.“ Die Artgenossen Vanessa (36 J.), Buba (16 J.), Amelie (11 J.) und Helmut (5 J.), zeigen sich neugierig und interessiert an dem neuen Mitbewohner.

Junge oder Mädchen?

Ob das Jungtier männlich oder weiblich ist, wissen die Zoomitarbeiter noch nicht. „Um es zu untersuchen, müssten wir das Jungtier von der Mutter trennen – das wäre aktuell zu viel Stress für beide und den wollen wir natürlich vermeiden“, so Tobias Klumpe, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Biologe im Zoo Osnabrück. „Meist entdecken die Tierpfleger zufällig, welches Geschlecht ein junger Schimpanse hat, wenn die Mutter es zwischendurch anders herum hält. Spätestens, wenn wir eine Untersuchung machen müssen, können wir auch nachschauen. Aber die ist hoffentlich so spät wie möglich – wir hoffen, dass sich der Nachwuchs gut entwickelt und zunächst keine Behandlung von unserem Tierarzt braucht“, so Klumpe.

Schwangerschaftstest bei Zootieren

Dass Vakanga tragend war, wussten die Tierpfleger, nur der Zeitpunkt überraschte sie. „Bei Menschenaffen spielt uns in die Karten, dass sie dem Menschen genetisch sehr ähnlich sind“, berichtet Klumpe. So passte ein Tierpfleger vor wenigen Wochen auf, bis Vakanga urinierte, ließ sie dann schnell in einen anderen, abgetrennten Bereich und zog den Urin mit einer Spritze auf. „Ein Schwangerschaftstest für Menschen verriet uns dann, dass Vakanga tragend ist“, so der Biologe. „Mit einer so zeitnahen Geburt hatten wir allerdings nicht gerechnet. Wir freuen uns besonders über den Nachwuchs, denn wir beteiligen uns an der europäischen Erhaltungszucht und seit fünf Jahren ist dies unser erster Schimpansennachwuchs.“
Vater Tatu hat zu seinem Sprössling keinen Kontakt, denn die insgesamt 10-köpfige Schimpansengruppe lebt momentan in zwei verschiedenen sozialen Gruppen. „Es gab vor Längerem Streitigkeiten um die Rangordnung zwischen den weiblichen Schimpansen. Diese Machtkämpfe gibt es auch bei Schimpansen in der Wildbahn und die Tiere können dabei sehr ruppig werden. Deshalb haben wir vor einigen Monaten die Gruppe aufgeteilt“, so der Biologe. Die 49-jährige Lady, die 16-jährige Tisa und Männchen Tatu (30) leben getrennt vom Rest der Gruppe. Die erfolgreiche Verpaarung von Tatu und Vakanga fand vor der Trennung der Gruppe statt – die Tragzeit bei Schimpansen beträgt circa 240 Tage. Besucher können die Gruppe um Vakanga und ihren Nachwuchs auf der Außenanlage beobachten, die anderen drei Westafrikanischen Schimpansen leben im 500 Quadratmeter großen Schimpansenhaus.


Nachwuchs bei den seltenen

Weibchen Kumasi hat noch immer ein wachsames Auge auf den jüngsten Nachwuchs – mittlerweile darf sich das Jungtier aber auch unter Aufsicht ein wenig von der Mutter entfernen. Foto: Zoo Osnabrück (Hanna Räckers)


In der Afrika-Tierwelt „Takamanda“ lebt noch mehr tierischer Nachwuchs: Weißscheitelmangaben-Weibchen Kumasi brachte am 18. Juni ein Jungtier zur Welt. Der Nachwuchs darf unter den wachsamen Augen seiner Mutter bereits eigenständig ein wenig seine Umgebung erkunden, die meiste Zeit klammert sich die kleine Mangabe aber am Bauch der Mutter fest. Insgesamt leben nun acht Tiere auf der Anlage. Weißscheitelmangaben sind insgesamt in nur vier deutschen Zoos vertreten und gelten in der Wildbahn als „vom Aussterben bedroht“.


Im Video: Schimpansengeburt im Zoo Osnabrück