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24-Stunden-Pflege: eine Lösung zur Bewahrung der Selbstständigkeit

Werden ältere Menschen aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen, kann dies einen traumatischen Effekt bei den Betroffenen auslösen, zumal allen Beteiligten bewusst ist, dass das Pflegeheim die letzte Station im Leben des Familienmitglieds ist. Die Anonymität der Einrichtung, der Verlust an Privatsphäre und das fremde Umfeld können bedrohlich wirken, zumal die Veränderungsbereitschaft mit dem Alter sinkt.

Eine 24-Stunden-Betreuung kann eine Lösung sein, um den Gang ins Pflegeheim zu vermeiden und der pflegebedürftigen Person das Weiterleben im vertrauten Umfeld zu ermöglichen.

Die drei Modelle der 24-Stunden-Pflege

Eine 24-Stunden-Betreuung finden Angehörige für ihre pflegebedürftigen Familienmitglieder bei Agenturen, die diese Betreuung anbieten. Bei diesem Ansatz handelt es sich um das Entsendemodell, das sich dadurch auszeichnet, dass Angehörige als Auftraggeber auftreten und eine Vermittlungsagentur mit der Pflege beauftragen.


Wichtig ist hierbei ein gründlicher Anbietervergleich nach Kriterien wie Transparenz, Preis-Leistungs-Verhältnis und Vertrauen, um sicherzustellen, dass die Pflegeagentur ihrem Auftrag gerecht wird und über ein angemessenes Leistungsprofil verfügt.

Das Entsendemodell ist mit einem Kostenumfang von rund 2.400 Euro pro Monat zugleich das günstigste 24-Stunden-Pflege-Modell. Daneben ist es möglich, einen Gewerbetreibenden mit der Pflegeleistung direkt zu beauftragen. Bei der Beauftragung liegen die Kosten zwischen 2.500 und 3.500 Euro monatlich. Der Mehrwert ergibt sich dadurch, dass das direkte Verhältnis zur engagierten Pflegekraft den Beziehungsaufbau erleichtert.

Die Auftraggeber müssen sich selbstständig um die Abführung von Lohnsteuer und Sozialabgaben kümmern und das Problem der Scheinselbstständigkeit umgehen, das sich dadurch ergibt, dass sich die 24-Stunden-Pflege kaum mit den Kriterien einer selbstständigen Tätigkeit vereinbaren lässt. Treten Auftraggeber direkt als Arbeitgeber auf, sind hingegen die Kosten bei monatlich mindestens 4.500 Euro am höchsten.

Mit diesem Status geht eine Verpflichtung hervor, sich darum zu kümmern, dass die Anstellung der Pflegekraft nach deutschem Arbeitsrecht geschieht und sämtliche Elemente wie Versicherungsschutz, Kündigungsschutz, Lohnfortzahlung bei Krankheit, Sozialleistungen und Urlaubsanspruch enthalten sind. Außerdem sind Arbeitgeber zur Zahlung einer Lohnsteuer und Abführung von Sozialabgaben verpflichtet.

Die 24-Stunden-Pflege im Überblick

Bei der 24-Stunden-Pflege wohnt die Pflegekraft im Haus der betreuten Person, um von dort aus die Pflegeleistungen zu übernehmen. Dadurch ist es ihr möglich, auf Abruf bereitzustehen und die Pflegeleistungen bei Bedarf auch in der Nacht zu übernehmen. Dennoch arbeiten die Pflegekräfte nicht rund um die Uhr, worauf wir später genauer eingehen werden.

Zu den Aufgaben der 24-Stunden-Pflege gehören die Körperpflege, hauswirtschaftliche Tätigkeiten wie Kochen und die aktivierende Pflege, um die Pflegeperson vor Vereinsamung zu schützen und sie bestmöglich zum selbstständigen Handeln zu befähigen. Möglichkeiten dafür sind Ausflüge und Spaziergänge oder die Teilnahme an Seniorentreffs in der Region.

Bei Arzt- und Friseurbesuchen findet eine Begleitung statt, während die sozialen Bedürfnisse der Patienten durch eine enge Beziehung zur Pflegekraft befriedet werden. Zu beachten ist, dass die Pflegeleistungen auf die Tätigkeiten der allgemeinen Pflege beschränkt bleiben müssen. Ärztliche Leistungen wie das Setzen einer Insulinspritze, die Messung des Blutdrucks sowie des Blutzuckerspiegels und die Wundversorgung müssen weiterhin von einer ärztlichen Fachkraft vorgenommen werden.

Des Weiteren ist der Begriff „24-Stunden-Pflege“ insofern irreführend, als dass nach deutschem Arbeitsrecht auch Pflegekräfte nicht rund um die Uhr arbeiten dürfen. Die zulässige Höchstarbeitszeit liegt in Deutschland bei 48 Stunden pro Woche und in Ausnahmen bei 60 Stunden pro Woche.

In vielen Fällen wechseln sich daher zwei Pflegekräfte ab. Pflegekräfte, die im Haus wohnen, haben Anspruch auf Ruhezeiten und eine eigenständige Freizeitgestaltung, sodass nicht die gesamte Zeit, die sie im Haus der pflegebedürftigen Person verbringen, als Arbeitszeit gelten darf.

Warum die Bezeichnung „polnische Pflegekraft“?

Inoffiziell ist dieses Modell auch als „polnische Pflegekraft“ bekannt. Der Begriff rührt aus der Erfahrung her, dass viele Pflegekräfte aus Polen kommen, die sich zu dieser Leistung bereit erklären. Andere Pflegekräfte, die eine 24-Stunden-Pflege anbieten, kommen aus osteuropäischen Staaten, und es sind selten Deutsche, die zu dieser äußerst fordernden und bindenden Betreuung bereit sind.

Schließlich lässt sich diese kaum mit den Werten einer Work-Life-Balance vereinbaren, sondern verlangt ein hohes Maß an Aufopferungsbereitschaft ab. Insgesamt sind die Gründe damit wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Natur. Das EU-Freizügigkeitsrecht und die EU-Erweiterungen wirkten hierbei als Katalysatoren. So haben polnische und osteuropäische Pflegekräfte mit Wohnsitz in ihrem Heimatland den Vorteil geringerer Lebenshaltungskosten in ihren Heimatländern, sodass für sie und ihre Familien am Ende mehr Netto vom Brutto bleibt.

Kulturell haben ältere Menschen in Polen und Osteuropa einen hohen Stellenwert und genießen einen größeren Respekt und mehr Wertschätzung. Es ist in diesen Ländern oft selbstverständlich, dass sich die Familie um ihre ältesten Mitglieder bis zum Todestag kümmert, anstatt sie in ein Altenheim „abzuschieben“. Tendenziell können sich Pflegekräfte aus Polen und Osteuropa daher gut mit dem erwarteten Aufgabenspektrum identifizieren.

Was müssen Angehörige beachten?

Um die Einhaltung der deutschen Arbeitsschutzgesetze zu gewährleisten, benötigen Pflegekräfte ein eigenes Zimmer, sodass sie in einer Einliegerwohnung oder einem Gästezimmer mit zuverlässiger WLAN-Verbindung untergebracht werden sollten. Für Angehörige ist es wichtig, die pflegebedürftige Person für das Bedürfnis nach Ruhezeiten und Privatsphäre zu sensibilisieren, sodass sie sich während der vereinbarten Ruhezeiten der Pflegekraft nur in Notfällen an diese wenden.

Zu den Unterlagen, welche die 24-Stunden-Pflegekraft vor der Einstellung mitzubringen hat, gehören ein ärztliches Attest, der Lebenslauf, Referenzen, ein Führungszeugnis, der Sozialversicherungsnachweis sowie die Europäische Krankenversicherungskarte (EKVK). Während die Pflegekasse die 24-Stunden-Pflege mit monatlichen Pflegesachleistungen bezuschusst, deren Höhe sich am Pflegegrad der zu betreuenden Person orientiert, sind Leistung bei einer Pflegehilfe aus Polen oder Osteuropa über das Pflegegeld zu finanzieren.

Die Vorteile der 24-Stunden-Pflege

Pflegekräfte aus Polen oder Osteuropa orientieren sich bei der Betreuung am Familienmodell, so wie sie dies von ihrer Heimat her kennen, und übertragen dieses Prinzip auf die Verhältnisse in Deutschland. Pflegebedürftige Personen kommen dadurch in den Genuss einer pflegerischen Vollversorgung, die ebenso soziale und emotionale Bedürfnisse der zu betreuenden Person abdeckt.

Außerdem kann die betreute Person eine rechtzeitige Hilfe bei Notfällen erwarten. Während die Angehörigen bei der Pflege enorm entlastet werden, ersparen sie zugleich ihrem hilfsbedürftigen Familienmitglied den oft ungewollten Gang in ein Pflegeheim, sodass dieses in seinem vertrauten sozialen Umfeld verbleiben kann.

Die Chemie muss stimmen

Mit einer 24-Stunden-Pflege meistern Angehörige den Spagat zwischen der Bewahrung eigener Freiräume und dem Gang ins Pflegeheim. Zugleich ist dieses Modell für sie meistens günstiger als eine stationäre Vollversorgung. Ältere Menschen bleiben in ihrem sozialen Umfeld verhaftet und werden durch eine persönliche Betreuung dazu animiert, so selbstständig und sozial zu leben, wie dies eben noch möglich ist.

Bei der Auswahl des Anbieters ist auf Seriosität, Kompetenz und ein gesundes Preis-Leistungs-Verhältnis zu achten. Aufgrund der engen Beziehung zwischen der pflegebedürftigen Person und ihres Betreuers ist dabei der wichtigste Aspekt, dass die Chemie zwischen beiden Parteien stimmt.