Berlin (dts) – Die deutsche Wirtschaft darf wohl nicht auf Wachstumsimpulse durch die Europameisterschaft hoffen. Das zeigt eine Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), über die das „Handelsblatt“ (Mittwochsausgabe) berichtet.
Es seien „keine relevanten gesamtwirtschaftlichen Effekte zu erwarten“, sagte IWH-Vizepräsident Oliver Holtemöller. Schon nach der Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land stand der Analyse zufolge für die Wirtschaft nur ein Nullwachstum von 0,0 Prozentpunkten zu Buche. Bei der EM 2024 prognostiziert das IWH einen ähnlich schwachen Effekt.
Zwar wirken sich vor allem die ausländischen Fans, die nach Deutschland kommen, positiv auf den Konsum aus. Das IWH rechnet bei der EM mit rund 650.000 Fußballtouristen aus dem Ausland. Hinzu kommen jene, die ohne Tickets etwa zu öffentlichen Fußballübertragungen reisen. Allerdings kommt es gleichzeitig zu Verdrängungseffekten. Andere Touristen bleiben in Turnierzeiten oft fern, um etwa hohe Hotelkosten zu vermeiden. Auch einheimische Besucher helfen der Wirtschaft kaum, schreiben die IWH-Forscher. „Sie geben nicht notwendigerweise mehr aus, sondern kürzen andere Ausgaben, um etwa die Eintrittskarten zu finanzieren.“
Große Teile der Wirtschaft rechnen anderthalb Wochen vor der EM deshalb nicht mit einem Sommermärchen. Das zeigen Recherchen des „Handelsblatts“ in sieben Branchen, die auf die wirtschaftliche Zugkraft des Fußballs setzen. Das Hotelgewerbe ist von den Buchungszahlen enttäuscht, auch Händler rechnen nur mit wenig Zusatzgeschäft. Optimistischer blicken Sportartikelhersteller angesichts einer guten Nachfrage nach Trikots auf das Turnier. Gastronomie und Brauwirtschaft rechnen ebenfalls mit mehr Umsatz. Airlines haben bereits viele Tickets verkauft, TV-Sender die meisten Werbeplätze.
Foto: Euro 2024 (Archiv), via dts Nachrichtenagentur