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Liebe, Lust und Elternsein: Tipps für ein erfülltes Sexleben trotz Kindern

Wenn aus einem Liebespaar Eltern werden, liegt das Sexleben meistens auf Eis. Die Flaute im Bett beginnt oft schon in der Schwangerschaft, zieht sich durch das Kleinkindalter und endet erst, wenn das Kind bei Freunden oder Großeltern übernachtet. Die Sexlosigkeit von Elternpaaren ist aber kein Naturgesetz – ganz im Gegenteil. Um ein erfülltes, sinnliches Liebesleben zu haben, braucht es keine Zauberei. Sexual- und Paarberaterin Vivien Schadewaldt verrät ihre Tipps und Tricks, wie Eltern es schaffen, ein lustvolles Sexleben zu führen.

Redaktion: Sind Kinder tatsächlich ein Liebeskiller für Paare?

Vivien Schadewaldt: Natürlich sind Kinder an sich nicht der Grund, warum Elternpaare wenig oder gar keinen Sex mehr haben. Aber die Hürden, um lustvollen Sex (oder überhaupt welchen) zu haben, sind bei Eltern höher. Sie haben weniger Gelegenheiten, Zeit und Rückzugsmöglichkeiten in den eigenen vier Wänden, um miteinander intim zu sein. Aus der gemeinsamen Spielwiese ist ein Familienbett geworden und der stressige Familienalltag kollidiert mit der spontanen Lust auf Sex. Elternpaare erleben eine Art Erotik 2.0, denn lustvoller Sex benötigt Planung und die Akzeptanz, dass sich das Liebesleben verändert hat.


Redaktion: Wann können frisch gebackene Eltern nach der Geburt wieder Sex miteinander haben?

Vivien Schadewaldt: Grundsätzlich, sobald sie wieder Lust aufeinander haben. Gynäkologen und Hebammen raten allerdings von Sex im Wochenbett, während der Zeit des Wochenflusses, ab. Gemeint ist damit Sex im Sinne von vaginaler Penetration, weil das Infektionsrisiko durch eventuelle Geburtsverletzungen erhöht ist. Zum Glück gibt es viele verschiedene Arten von Sex, die guttun, Spaß machen und unbedenklich sind. Ich empfehle, mit erotischen Ganzkörpermassagen zu starten oder Intim-Massagen wie tantrische Lingam- und Yoni-Massagen auszuprobieren. Besonders Mütter lernen so ihren Körper nach Schwangerschaft und Geburt wieder kennen und entdecken ihn lustvoll neu.

Redaktion: Wie viel Sex als Eltern ist eigentlich normal?

Vivien Schadewaldt: Ich empfehle Paaren, auf ihr Bauchgefühl zu hören. Das ist der beste Indikator, wenn es um das eigene Liebesleben geht. Verlangensunterschiede sind ganz natürlich. Das gilt auch für vorübergehende sexuelle Unlust und das Bedürfnis lieber zu kuscheln als wilden Sex zu haben. Die Häufigkeit von Sex ist lange nicht so entscheidend für eine gute Partnerschaft wie die Qualität. Ein Richtwert: Für eine glückliche Partnerschaft reicht es laut einer Studie der Psychologin Amy Muise von der University of Toronto aus, wenn Paare einmal wöchentlich Sex haben. Wer weniger Zeit in Sex investiert, ist laut Studie unzufriedener. Aber wer öfter miteinander schläft, ist nicht automatisch glücklicher.

Redaktion: Wie bekommen Elternpaare wieder mehr Lust aufeinander?

Vivien Schadewaldt: Die Antwort ist: regelmäßige Sexdates! Auch, wenn das Liebemachen nach Kalender nicht lustvoll klingt, ist es ein Gamechanger für Elternpaare. Wenn Paare regelmäßig intime Momente miteinander teilen, merkt sich der Körper das und reagiert beim nächsten Mal wieder mit Erregung. Der Trick dabei ist, den besten Moment zu finden. Für Elternpaare gibt es wenig Zeit für Zweisamkeit, und jetzt soll man auch noch die „beste“ finden? Ja, beispielsweise morgens. Besonders Männer lieben Morgensex, weil zu dieser Tageszeit der Testosteronspiegel am höchsten ist. Sex und die Lust aufeinander sind erlernbar, wenn man „es“ nur regelmäßig miteinander macht.

Redaktion: Was kann man tun, wenn man unterschiedlich viel Lust auf Sex hat?

Vivien Schadewaldt: Es ist vollkommen normal, dass ein Partner in der Beziehung mehr Lust hat als der andere. Sexuelle Lust variiert und ist kein Grund, die Beziehung infrage zu stellen. Als Elternpaar erreichen Verlangensunterschiede ein neues Level, wenn etwa ein Partner – meist die Mutter – vom mentalen Overload betroffen ist. Mental Overload ist die Überbelastung durch nicht sichtbare Denk- und Care-Arbeit. Steht ein Elternteil permanent unter Stress, während der andere entspannt die Füße hochlegt, gibt es verständlicherweise ein großes Ungleichgewicht in Hinblick auf Lust. Elternpaare müssen den Grund für die Verlangensunterschiede herausfinden. Zudem empfehle ich Paaren, sich im Alltag bewusst zu berühren und die Leidenschaft füreinander neu zu entfachen.

Redaktion: Was können Eltern tun, um nicht vom Kind erwischt zu werden?

Vivien Schadewaldt: Das ist eine Horror-Vorstellung vieler Eltern. Ich empfehle, einen Zeitpunkt zu wählen, an dem das Kind ganz sicher fest schläft. Außerdem ist es ratsam, die Schlafzimmertür abzuschließen. Größeren Kindern kann man Mama-und-Papa-Zeiten erklären, in denen man ungestört sein will. Im Sinne der Aufklärung darf der Begriff „Sex haben“ gerne fallen. Passiert es doch und das Kind steht in der Tür, sollten Eltern die Ruhe bewahren. Am besten erklärt man die Situation altersgerecht und beantwortet die Fragen des Kindes. Für den Moment sollten Eltern auf detaillierte Erklärungen verzichten, aber darauf vorbereitet sein, dass das Kind mit weiteren Fragen um die Ecke kommt.

Redaktion: Was sind die besten Orte für Sex, wenn man Eltern ist?

Vivien Schadewaldt: Zuhause sind das meistens Räume, die man abschließen kann. Bei vielen ist die Dusche und das Bad allgemein zum Place to be beim Sex geworden. Aber auch der Küchentresen und das Auto sind beliebte Spots. Im Bett hingegen haben Elternpaare kaum noch Sex – kein Wunder, weil es sich hier oft der Nachwuchs gemütlich macht oder das Ehebett als heiliger Schlafplatz gilt.

Redaktion: Können Elternpaare Sexualität wieder lernen?

Vivien Schadewaldt: Auf jeden Fall, denn Sexualität (nicht Sex) ist ein Grundbedürfnis. Um die gemeinsame Sexualität wiederzubeleben, müssen beide Partner natürlich bereit dazu sein. Investiert nur einer ins gemeinsame Liebesleben, funktioniert es nicht. Im Liebesleben, wie in allen anderen Bereichen des gemeinsamen Lebens, sollten Elternpaare als Team agieren. In der Beratung empfehle ich Paaren, sich in ihren Elternrollen neu kennenzulernen. Sexualität soll liebevoll sein und glücklich machen, und nichts, was man tun muss, weil „es mal wieder Zeit ist“ oder man den Partner nicht enttäuschen möchte.

Über Vivien Schadewaldt

Vivien Schadewaldt ist zertifizierte Sexual- und Paarberaterin für Eltern und unterstützt (werdende) Eltern in Coachings und Workshops auf ihrem Weg in ein erfülltes Liebesleben. Zudem ist sie Redakteurin beim Magazin „Erotikblitz“ und Co-Host des Podcasts „Bedtime Talk“