Osnabrück. Armutsprävention für Kinder ist ein wichtiges kommunales Thema für fast alle Bereiche der Verwaltung. Im Arbeitsalltag bleibt jedoch wenig Zeit zur systematischen Auseinandersetzung mit den Problemlagen armer Kinder und ihrer Familien. Der Landkreis Osnabrück widmet sich daher im Rahmen des Programms „Präventionsketten Niedersachsen“ dem Thema Kinderarmut. Unter dem Motto „Zugänge schaffen – Barrieren abbauen – Lücken schließen!“ stellen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Fachbereiche die Leitfrage: Was kann im Arbeitsalltag getan werden, damit arme Kinder und ihre Eltern am gesellschaftlichen Leben besser teilhaben können? Arbeitsergebnis ist die „Checkliste Kinderarmut“, die ab sofort allen Interessierten zur Verfügung steht.
Die in einem einjährigen, fachdienstübergreifenden Prozess erarbeitete Checkliste wird für alle Verwaltungsmitarbeiterinnen und –mitarbeiter sowie weitere Fachkräfte im Landkreis eine praktische Arbeitshilfe sein. Sie besteht jeweils aus Reflexionsfragen und Kernaussagen, die bei Zutreffen mit einem Häkchen versehen werden können. Eine strukturierte Auseinandersetzung mit dem Thema Kinderarmut wird durch die drei inhaltlichen Bereiche Kenntnis, Haltung und Handeln gefördert, erläutert Landrätin Anna Kebschull: „Wir wissen, dass wir als Landkreis das Ausmaß von Kinderarmut nur bedingt beeinflussen können. Aber mit der Checkliste Armutssensibilität gehen wir als Verwaltung einen innovativen Schritt, indem wir unserem Umgang mit Armut hinterfragen und entsprechend verändern. Unser Ziel ist es, allen Kindern im Landkreis eine umfassende Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.“
Mit der Checkliste werden bestehende Strukturen, Leistungen und Angebote auf Armutssensibilität hin überprüft und zukünftige Vorhaben entsprechend geplant. Christina Kruse, Prozessbegleiterin der Landeskoordinierungsstelle Niedersachsen, betont den Stellenwert des gemeinsam entwickelten Instruments: „Die gleichbleibend hohen Kinderarmutsquoten der vergangenen Jahre zeigen, dass es konkrete kommunale Lösungsansätze zur Armutsprävention braucht. Mit dem Instrument wird nun an einer wichtigen Stellschraube gedreht – nämlich der Reduktion von Armutsfolgen durch eine systematische Auseinandersetzung mit dem Thema.“
Janna Fabian, zuständige Mitarbeiterin des Fachdienst Jugend, ergänzt: „Insbesondere die aktuellen pandemiebedingten Einschränkungen sorgen für eine deutliche Verschlechterung der Alltagssituation für arme Familien. Gerade deshalb ist es jetzt besonders wichtig, die Angebote für Kinder und ihre Familien noch stärker als bisher auf ihre besondere Situation hin zu gestalten.“ Sie freue sich, dass das Instrument bereits während der Entstehung auf viel Zuspruch gestoßen ist – sowohl aus anderen Verwaltungsbereichen als auch Präventionsketten-Kommunen in ganz Niedersachsen.
Das Instrument richtet sich in erster Linie an Mitarbeitende aller Verwaltungsbereiche, soll im weiteren Verlauf aber auch allen Akteuren in den Kommunen, die Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien gestalten, zur Verfügung gestellt werden. Zu finden ist die Checkliste in ausführlicher Form unter www.kinderarmut-im-blick.de. Eine doppelseitige Kurzversion ist dort ebenfalls zum Download verfügbar; als gedruckte Variante soll diese auch an Fachkräfte im Landkreis verteilt werden, die Angebote für Kinder und ihre Familien bereithalten.
Der Landkreis Osnabrück beteiligt sich seit 2017 am Programm „Präventionsketten Niedersachsen: Gesund aufwachsen für alle Kinder!“ und erarbeitet integrierte Strategien, um die Teilhabe armer Kinder an allen Bereich des gesellschaftlichen Lebens zu verbessern. Mehr Informationen unter www.praeventionsketten-nds.de.