Osnabrück. Jedes Jahr lädt die Stadt Osnabrück Bürgerinnen und Bürger, die die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen haben, zu einem offiziellen Empfang in den Friedenssaal des Osnabrücker Rathauses ein. Eigentlich findet der Empfang am Tag der Verkündigung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland statt, am 23. Mai. 288 Menschen haben in diesem Jahr in Osnabrück einen deutschen Pass beantragt und eine Einladung in den Friedenssaal erhalten.
In diesem Jahr ist jedoch einiges anders. Gut 100 der 288 Neubürgerinnen und Neubürger nahmen die Einladung ins Rathaus an. Wegen der Corona-Pandemie konnte die Begrüßung allerdings nicht im Mai stattfinden, der Termin wurde auf den Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober verlegt. Aber auch an diesem Tag lief nicht alles wie sonst. Bürgermeisterin Birgit Strangmann empfing die Neubürger im neugestalteten Ratssitzungssaal, denn nur dort konnte der Mindestabstand garantiert werden. Zudem mussten die Gäste in drei Gruppen aufgeteilt werden. So groß war die Resonanz auf die Einladung der Stadt.
„Ihre Lebensgeschichten sind so unterschiedlich wie die Gründe und Wege, die Sie hierher nach Deutschland geführt haben“, sagte Birgit Strangmann bei ihrer Begrüßung. „Einige von Ihnen sind hier geboren und auch hier aufgewachsen. Andere kamen als Arbeiter, als Führungskräfte, als Wissenschaftler. Manche sind vor Gewalt und Unterdrückung geflohen, andere suchten ein besseres, ein freieres Leben für sich und ihre Kinder, wieder andere folgten einfach dem Glück oder der Liebe.“
Ein Grund für die hohe Zahl der Neueinbürgerungen ist der Brexit, der Austritt Großbritanniens aus der EU. Viele britische Staatsbürger aus Osnabrück sind im vergangenen Jahr Deutsche geworden. Birgit Strangmann wertete es „trotz aller Brexit-Widrigkeiten und -Enttäuschungen“ als eine Form der deutsch-britischen Verbindung. Neben ihnen kommen die Neubürger in diesem Jahr unter anderem aus Frankreich, den Niederlanden, Schweden, Irland, Portugal, Polen, Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Serbien, Russland, Syrien, Tunesien, Afghanistan, Kanada, Litauen, Belarus, Iran, Brasilien und Kirgisistan.
„Sie alle sind nun Deutsche mit allen Pflichten und Rechten“, sagte die Bürgermeisterin. Gleichzeitig verwies sie auf die im nächsten Jahr anstehenden Kommunalwahlen, bei denen die Neubürger jetzt nicht nur wählen, sondern auch gewählt werden können. Osnabrück sei eine harmonische, weltoffene Stadt. „Sie alle leisten einen Beitrag dazu mit ihrer Persönlichkeit, Ihrer Kultur, Ihren Ideen und Ihrem Engagement. Und mit Ihrer Vielfalt“, so Strangmann. Die jetzt neuen Deutschen bat Strangmann darum, sich auch in Zukunft mit einzubringen: „Es werden weitere Menschen kommen wollen und Reibungen aber auch Annäherungen bringen. Wir alle – Sie dann als Alteingesessene – werden immer wieder in unserer offenen Gesellschaft mit großer Energie um Toleranz, Respekt und Teilhabe ringen.“