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Knapp 1.000 unbesetzte Ausbildungsplätze noch in der Region

Symbolfoto

Osnabrück. Am 01. September starten viele Ausbildungsgänge in einen neuen Jahrgang. Ist damit der Zug für junge Ausbildungsbewerber, die sich noch keinen Platz sichern konnten abgefahren? Keineswegs, denn insbesondere durch die Folgen der Corona-Pandemie „hinkt“ das Ausbildungsgeschehen dem üblichen Ablauf mehrere Wochen hinterher. So waren Ende August noch immer 1.045 angebotene Ausbildungsplätze unbesetzt. Diesen gegenüber standen 414 unversorgte Bewerber. Rein statistisch also könnte ein Bewerber noch zwischen 2,5 offenen Stellen wählen. Insgesamt meldeten Arbeitgeber bis Ende August 4.414 Ausbildungsstellen, 636 weniger als im vorherigen Jahr. Mit bisher 2.948 Bewerbern gab es ebenfalls 323 weniger.
„Durch die Pandemie haben sich die Entscheidungsprozesse massiv verzögert“, erklärt Christiane Fern, Leiterin der Osnabrücker Arbeitsagentur. „Vor allem in der Lockdown-Zeit und kurz danach sind einige Vorstellungsgespräche geschoben worden, und viele Betriebe haben erst einmal abgewartet, bevor sie Entscheidungen zu ihren Ausbildungsvorhaben getroffen haben. Unserer Einschätzung nach haben sich die Prozesse um einen guten Monat verzögert. Umso wichtiger ist es, jetzt noch so viele Ausbildungsverträge zu schließen, damit dieses Jahr für Betriebe und Bewerber kein verlorenes zu werden droht.“

Großteil der Bewerber konzentriert sich auf Handels- Verkaufs- und Büroberufe

Ein Problem sieht die Expertin in den Wunschberufen der Ausbildungsinteressierten. „Fast die Hälfte der jetzt noch Suchenden konzentriert sich in erster Linie auf kaufmännische oder Verkaufsberufe sowie typische Bürotätigkeiten. Das hat zur Folge, dass in diversen anderen Berufsfeldern ein eklatanter Bewerbermangel herrscht.“ Davon sei zum Beispiel der Bereich Energietechnik betroffen, zu dem viele Elektronikerberufe gehören. Fern: „Die Energietechnik vereint viele auch für die Zukunft eminent wichtige Berufe. Es kann und darf einfach nicht sein, dass dortige Betriebe keine Nachwuchskräfte finden und ausbilden können. Wer sich in diesem Jahr hier beworben hätte, wäre rein statistisch betrachtet konkurrenzlos gewesen.“ Gleiches gelte auch für den Bereich „Maschinenbau- und Betriebstechnik“.

Wenig Resonanz bei einigen Berufen mit vielen Ausbildungsangeboten

Unter den zehn Ausbildungsberufen mit den meisten unbesetzten Stellen treffen u.a. „Elektroniker/in – Energie-/Gebäudetechnik“, „Berufskraftfahrer/in“, „Metallbauer/in – Konstruktionstechnik“, „Fleischer/in sowie „Maler/in bzw. Lackierer/in – Gestaltung/Instandhaltung“ auf eine geringe Bewerberzahl. Stattdessen seien bei den Zielberufen auch immer noch sehr geschlechtsspezifische Interessen präsent, so etwa der Kfz-Mechatroniker bei männlichen oder die medizinische Fachangestellte bei weiblichen Bewerbern. Fern: „An die suchenden Bewerber möchte ich appellieren, sich auch einmal für andere Berufe zu öffnen. ‚Klopft eure Interessen und Neigungen ab, um zu sehen, ob nicht doch andere Bereiche für euch in Frage kommen!‘ Wir unterstützen gerne dabei, herauszufinden, welche Möglichkeiten es für jeden Einzelnen noch geben könnte.“


Unternehmen sollen nicht auf Ausbildung verzichten

Den Unternehmen wiederum rät die Agenturleiterin, unbedingt auszubilden. „Die Betriebe sollten nicht vernachlässigen, perspektivisch zu denken. Irgendwann ist Corona auch einmal vorbei, und mit zunehmender wirtschaftlicher Erholung kommt dann wieder der Nachwuchsmangel ins Spiel. Es darf einfach keinen ‚Corona-Jahrgang‘ geben! Das würde allen Beteiligten mittelfristig schaden.“

Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“

Vor diesem Hintergrund hat die Bundesregierung Anfang August das Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ gestartet. Wichtiges Element: die Ausbildungsprämie. Fern: „Die Prämie soll Betrieben einen finanziellen Anreiz geben, sich für Ausbildungen zu entscheiden. Kleine und mittlere Unternehmen erhalten Geld für abgeschlossene Ausbildungsverhältnisse, wenn sie die Zahl ihrer Ausbildungsplätze aufrechterhalten oder das Volumen ausweiten.“ Interessierte Betriebe sollten sich bei Fragen zur Ausbildungsprämie an den Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit unter der Rufnummer 0541/980-855 oder per E-Mail an osnabrueck.arbeitgeber@arbeitsagentur.de wenden.