Osnabrück. Das Osnabrücker Drogenhilfenetzwerk hat auch in diesem Jahr an der Gertrudenkirche am Ameos Klinikum Osnabrück eine Gedenkfeier für verstorbene Drogenkonsumenten veranstaltet.
Den ökumenischen Gottesdienst zelebrierten der evangelische Pastor Hartmut Heyl und der katholische Diakon Gerrit Schulte am Gedenkstein der verstorbenen Drogenkonsumenten. Seit dem 22. Juli 2019 sind in Osnabrück zwölf Menschen im Alter von 27 bis 68 Jahren verstorben, die dem Osnabrücker Drogenhilfenetzwerk bekannt waren.
Es gebe gerade in diesen Tagen zu wenig Unterstützung für Drogenkranke, sagte Heyl: Er forderte, sich stärker für sie einzusetzen.
Dr. Peter Flüchter, Chefarzt des Suchtmedizinischen Zentrums am AMEOS Klinikum Osnabrück berichtete wie andere Länder mit Drogenabhängigen umgingen. In Portugal gebe es seit 2001 eine Entkriminalisierung, Therapie statt Gefängnis. Das wirke sich spürbar aus: die Zahl der Toten durch eine Überdosis sei dadurch um 85 Prozent reduziert worden. Eine niedrigschwellige Vergabe praktiziere Frankreich. Auch dort sei die Zahl geringer als in Deutschland. Das Gegenteil in Schweden, dort herrsche eine Null-Tolleranz-Politik. Statt Therapie Gefängnis: Hier sei die Zahl der Toten vier- bis fünffach höher als im EU-Durchschnitt. „Entkriminalisierung hilft den Kranken in Behandlung zu kommen und Tote zu vermeiden“, so Dr. Flüchter. Daher wünschte er sich mehr Entkriminalisierung und niedrigschwellige Angebote sowie mehr Wohnraum für Suchtkranke.
Eva-Maria Westermann (CDU), Bürgermeisterin der Stadt Osnabrück, erläuterte, dass in Osnabrück rund die Hälfte aller Drogentoten an einer Überdosis verstorben sei: „Jeder einzelne ist eine Mahnung für uns alle. Wir dürfen nicht wegschauen.“ Es gehe hier um Menschenwürde. Die Bürgermeisterin dankte allen, die sich engagieren.