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Altersbericht vorgestellt: Hürden für Teilhabe Älterer weiter hoch


Berlin (dts) – Die Teilhabechancen für ältere Menschen in Deutschland verbessern sich immer weiter, die Barrieren sind aber weiterhin hoch. Das geht aus dem 9. Bericht zur Lage der älteren Generation hervor, der am Mittwoch in Berlin von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) vorgestellt wurde.

Laut dem Bericht leben ältere Menschen in Deutschland so vielfältig wie nie zuvor, bringen sich ein und sind aktiv bis ins hohe Alter. Allerdings müssten sie mehr Hürden überwinden, um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können.

„Alle älteren Menschen müssen die gleichen Chancen auf Teilhabe haben, unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder sozialer Lage“, sagte Paus. „Besonders benachteiligt sind nach wie vor viele Frauen, insbesondere solche mit Migrationshintergrund.“ Die Vorsitzende der Berichtskommission, Martina Brandt, ergänzte, dass man „die Vielfalt des Alters wertschätzen, Diskriminierung bekämpfen und Ungleichheiten abbauen“ müsse. „Um in Zeiten von Herausforderungen und Krisen die selbstbestimmte gleichberechtigte Teilhabe aller älteren Menschen sicherzustellen und zu verbessern, müssen wir gemeinsam eine integrierte Politik für ein gutes Leben im Alter entwickeln.“


Der Altersbericht nimmt auch die Erfahrungen Älterer mit Ausgrenzung und Diskriminierung in den Blick: Bei älteren Menschen können zum Beispiel Lebenssituationen mit stark eingeschränkter Teilhabe entstehen, wenn sie in Armut und in prekären Wohnverhältnissen leben, physisch und/oder psychisch krank sind oder Gewalt erfahren. Auch in Lebenssituationen, bei denen Pflegebedürftigkeit, soziale Isolation und Einsamkeit zusammentreffen, können die Teilhabechancen eingeschränkt sein.

Ein weiterer Berichtspunkt ist Altersdiskriminierung: Der sogenannte „Ageismus“ tritt dann auf, wenn Menschen aufgrund ihres Alters auf bestimmte Weise bewertet oder behandelt werden, obwohl die entsprechende Beurteilung oder Behandlung nicht gerechtfertigt ist. Ausdrucksformen hiervon sind gefühlsmäßige Bewertungen älterer Menschen. Ein Beispiel für „Ageismus“ ist, wenn angenommen wird, dass ältere Menschen nicht gut hören, nicht schnell begreifen und deshalb in Interaktionen mit ihnen ähnlich wie mit Kleinkindern gesprochen wird: laut und langsam und in sehr einfachen Sätzen („Secondary Baby Talk“).

Entsprechende Anzeigen bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes seien 2023 um 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, sagte Paus. „Diese alarmierende Zunahme zeigt eindrucksvoll, wie Vorurteile und Diskriminierung gegenüber älteren Menschen in unserer Gesellschaft noch existieren“, so Paus. „Das ist nicht hinnehmbar.“

Die für den Bericht zuständige Sachverständigenkommission richtete insgesamt 31 Empfehlungen an Politik und Zivilgesellschaft. Sie regt unter anderem an, die materielle Lage im Alter besser zu sichern, eine „diversitätssensible Gesundheitsversorgung“ vorzuhalten und Diskriminierung wegen des Alters entgegenzuwirken.

Die ersten Reaktionen auf den Bericht fielen gemischt aus. So zeigte sich der Sozialverband Deutschland (SoVD) besorgt: „Diese Zahlen sind beunruhigend – niemand darf am Ende seines Erwerbslebens in Armut leben“, sagte die SoVD-Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

In die Beratungsstellen des Sozialverbandes würden vermehrt Ältere kommen, die „finanziell am Rande stehen“, so Engelmeier. Und man erhalte auch immer mehr sorgenvolle Briefe von Rentnern, die anmahnen, dass alles immer teurer werde und sie nicht wüssten, wie sie das noch stemmen sollten. Gleichzeitig würden viele Anspruchsberechtigte weder die Grundsicherung im Alter noch das Wohngeld in Anspruch nehmen. „Hier muss künftig offensiv beraten und aufgeklärt werden. Wir fordern hier darum schon lange einen Freibetrag in der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung – und das ohne Vorbedingungen“, sagte Engelmeier.

Die seniorenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Leni Breymaier, lobt unterdessen „vielen wertvollen Hinweise und die wichtigen Empfehlungen“ des Berichts. „Kommunen, Länder und Bund sollen gleichermaßen bestehende Hürden abbauen, Barrieren überwinden und Diskriminierungen bekämpfen“, sagte sie. Umsetzen lasse sich das alles aber nur mit dem richtigen Kompass. Der müsse vor allem auf das Ziel „gutes Leben im Alter für alle“ ausgerichtet sein, so Breymaier.

Foto: Vorstellung Altersbericht zur Lage älterer Menschen am 08.01.2025, via dts Nachrichtenagentur